DER FRÜHLING
1. OUVERTURE UND RECITATIVO
(Die Einleitung malt den Übergang
vom Winter zum Frühling)
<SIMON>
Seht, wie der strenge Winter flieht!
Zum fernen Pole zieht er hin.
Ihm folgt auf seinen Ruf,
der wilden Stürme brausend Heer
mit gräßlichem Geheul.
<LUKAS>
Seht, wie vom schroffen Fels der Schnee
in trüben Strömen sich ergießt!
<HANNE>
Seht, wie von Süden her,
durch laue Winde sanft gelockt,
der Frühlingsbote streicht!
2. CHOR DES LANDVOLKS
Komm, holder Lenz,
des Himmels Gabe, komm!
Aus ihrem Todesschlaf
erwecke die Natur!
<MÄDCHEN, WEIBER>
Er nahet sich, der holde Lenz.
Schon fühlen wir den linden Hauch;
bald lebet alles wieder auf.
<MÄNNER>
Frohlocket ja nicht allzufrüh,
Oft schleicht, in Nebel eingehüllt,
der Winter wohl zurück, und streu't
auf Blüt’ und Keim sein starres Gift.
<ALLE>
Komm, holder Lenz,
Des Himmels Gabe, komm!
Auf uns’re Fluren senke dich!
O komm, holder Lenz, o komm
und weile länger nicht!
3a. RECITATIVO
<SIMON>
Vom Widder strahlet jetzt
die helle Sonn’ auf uns herab.
Nun weichen Frost und Dampf,
und schweben laue Dünst’ umher;
der Erde Busen ist gelöst;
erheitert ist die Luft.
3b. ARIA
<SIMON>
Schon eilet froh der Ackermann
zur Arbeit auf das Feld.
In langen Furchen schreitet er
dem Pfluge flötend nach.
In abgemeß’nem Gange dann
wirft er den Samen aus,
den birgt der Acker treu
und reift ihn bald zur gold’nen Frucht.
4a. RECITATIVO
<LUKAS>
Der Landmann hat sein Werk vollbracht,
und weder Müh’ noch Fleiß gespart.
Den Lohn erwartet er
aus Händen der Natur,
und fleh't darum den Himmel an.
4b. CHOR
<LUKAS, CHOR>
Sei nun gnädig, milder Himmel!
Öffne dich, und träufe Segen
über unser Land herab!
<LUKAS>
Laß deinen Tau die Erde wäss'ren!
<SIMON>
Laß Regenguß die Furchen tränken!
<HANNE>
Laß deine Lüfte wehen sanft!
Laß deine Sonne scheinen hell!
<HANNE, LUKAS, SIMON>
Uns sprießet Überfluß alsdann,
und deiner Güte Dank und Ruhm.
<CHOR>
Sei nun gnädig, milder Himmel!
Öffne dich und träufe Segen
über unser Land herab!
<MÄNNER>
Laß deinen Tau die Erde wäss'ren!
Laß Regenguß die Furchen tränken!
<WEIBER>
Laß deine Lüfte wehen sanft!
Laß deine Sonne scheinen hell!
<ALLE>
Uns sprießet Überfluß alsdann,
und deiner Güte Dank und Ruhm.
5a. RECITATIVO
<HANNE>
Erhört ist unser Fleh’n.
Der laue West erwärmt und füllt
die Luft mit feuchten Dünsten an.
Sie häufen sich; nun fallen sie,
und gießen in der Erde Schoß
den Schmuck und Reichtum der Natur.
5b. FREUDENLIED,
MIT ABWECHSELENDEM CHORE DER JUGEND
<HANNE, MÄDCHEN>
O wie lieblich
ist der Anblick
der Gefilde jetzt!
Kommt, ihr Mädchen!
Laßt uns wallen
auf der bunten Flur!
<LUKAS, BURSCHE>
O wie lieblich
ist der Anblick
der Gefilde jetzt!
Kommt, ihr Bursche!
Laßt uns wallen
zu dem grünen Hain!
<HANNE>
Seht die Lilie, seht die Rose,
seht die Blumen all!
<LUKAS>
Seht die Auen, seht die Wiesen,
seht die Felder all!
<HANNE>
Seht die Erde, seht die Wasser,
seht die helle Luft!
<LUKAS>
Alles lebet, alles schwebet,
alles reget sich.
<HANNE>
Seht die Lämmer, wie sie springen!
<LUKAS>
Seht die Fische, welch Gewimmel!
<HANNE>
Seht die Bienen, wie sie schwärmen!
<LUKAS>
Seht die Vögel, welch Geflatter!
<CHOR>
Alles lebet, alles schwebet,
alles reget sich.
<MÄDCHEN(Soprano und Alto)>
Welche Freude, welche Wonne
schwellet unser Herz!
<BURSCHE(Alto und Tenore)>
Süße Triebe, sanfte Reize
heben uns’re Brust!
<SIMON>
Was ihr fühlet, was euch reizet,
ist des Schöpfers Hauch.
<ΜÄDCHEN und BURSCHE>
Laß uns ehren, laßt uns loben,
laßt uns preisen ihn!
<MÄNNER>
Laßt erschallen, ihm zu danken,
eure Stimmen hoch!
<CHOR>
Es erschallen, ihm zu danken,
uns’re Stimmen hoch!
<CHOR>
Ewiger, mächtiger, gütiger Gott!
<HANNE, LUKAS, SIMON>
Von deinem Segenmahle
hast du gelabet uns.
<MÄNNER>
Mächtiger Gott!
<HANNE, LUKAS, SIMON>
Vom Strome deiner Freuden
hast du getränket uns.
Gütiger Gott!
<CHOR, SIMON, LUKAS, HANNE>
Ewiger, mächtiger, gütiger Gott!
<CHOR>
Ehre, Lob und Preis sei dir,
ewiger, mächtiger, gütiger Gott!