DER HERBST
11. EINLEITUNG UND RECITATIVO
(Der Einleitung Gegenstand ist des Landmanns freudiges Gefühl über die reiche Ernte)
<HANNE>
Was durch seine Blüte
der Lenz zuerst versprach,
was durch seine Wärme
der Sommer reifen hieß,
zeigt der Herbst in Fülle
dem frohen Landman itzt.
<LUKAS>
Den reichen Vorrat fährt er nun
auf hochbelad’nen Wagen ein.
Kaum faß't der weiten Scheune Raum,
was ihm sein Feld hervorgebracht.
<SIMON>
Sein heit’res Auge blickt umher;
es miß't den aufgetürmten Segen ab,
und Freude strömt in seine Brust.
12. TERZETTO MIT CHOR
<SIMON>
So lohnet die Natur den Fleiß.
Ihn ruft, ihn lacht sie an;
ihn muntert sie durch Hoffnung auf,
ihm steht sie willig bei;
ihm wirket sie mit voller Kraft.
<HANNE, LUKAS>
Von dir, o Fleiß, kommt alles Heil.
Die Hütte, die uns schirmt,
die Wolle, die uns deckt,
die Speise, die uns nährt,
ist deine Gab’, ist dein Geschenk.
<HANNE, LUKAS, SIMON>
O Fleiß, o edler Fleiß;
Von dir kommt alles Heil.
<HANNE>
Du flößest Tugend ein,
und rohe Sitten milderst du.
<LUKAS>
Du wehrest Laster ab,
und reinigest der Menschen Herz.
<SIMON>
Du stärkest Mut und Sinn
zum Guten und zu jeder Pflicht.
<ALLE>
O Fleiß, o edler Fleiß,
von dir kommt alles Heil!
13a. RECITATIVO
<HANNE>
Seht, wie zum Haselbusche dort
die rasche Jugend eilt!
An jedem Aste schwinget sich
der Kleinen lose Schar,
und der bewegten Staud’ entstürzt
gleich Hagelschau’r die lock’re Frucht.
<SIMON>
Hier klimmt der junge Bau’r,
den hohen Stamm entlang,
die Leiter flink hinauf.
Vom Wipfel, der ihn deckt,
sieht er sein Liebchen nah’n,
und ihrem Tritt entgegen,
fliegt dann in trautem Scherze
die runde Nuß herab.
<LUKAS>
Im Garten steh’n um jeden Baum
die Mädchen groß und klein,
dem Obste, das sie klauben,
an frischer Farbe gleich.
13b. DUETTO
<LUKAS>
Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her!
Blickt an die Töchter der Natur,
die weder Putz, noch Schminke ziert!
Da seht, mein Hannchen, seht!
Ihr blüht Gesundheit auf den Wangen;
im Auge lacht Zufriedenheit,
und aus dem Munde spricht das Herz,
wenn sie mir Liebe schwört.
<HANNE>
Ihr Herrchen süß und fein, bleibt weg!
Hier schwinden eure Künste ganz,
und glatte Worte wirken nicht;
man gibt euch kein Gehör.
Nicht Gold, nicht Pracht kann uns verblenden.
Ein redlich Herz ist, was uns rührt;
und meine Wünsche sind erfüllt,
wenn treu mir Lukas ist.
<LUKAS>
Blätter fallen ab, Früchte welken hin,
Tag und Jahr vergeh’n,
nur meine Liebe nicht.
<HANNE>
Schöner grünt das Blatt,
süßer schmeckt die Frucht,
heller glänzt der Tag,
wenn deine Liebe spricht.
<LUKAS, HANNE>
Welch ein Glück ist treue Liebe!
Uns’re Herzen sind vereinet;
trennen kann sie Tod allein.
Liebstes Hannchen! - Bester Lukas!
Lieben und geliebet werden
ist der Freuden höchster Gipfel,
ist des Lebens Wonn’ und Glück.
14a. RECITATIVO
<SIMON>
Nun zeiget das entblößte Feld
der ungebet’nen Gäste Zahl,
die an den Halmen Nahrung fand,
und irrend jetzt sie weiter sucht.
Des kleinen Raubes klaget nicht
der Landmann, der ihn kaum bemerkt;
dem Übermaße wünscht er doch
nicht ausgestellt zu sein.
Was ihn dagegen sichern mag,
sieht er als Wohltat an,
und willig frönt er dann zur Jagd,
die seinen guten Herrn ergetzt.
14b. ARIA
<SIMON>
Seht auf die breiten Wiesen hin!
Seht, wie der Hund im Grase streift!
Am Boden suchet er die Spur,
und geht ihr unablässig nach.
Jetzt aber reißt Begierd’ ihn fort;
er horcht auf Ruf und Stimme nicht mehr;
er eilet zu haschen,
da stockt sein Lauf,
und steht er, unbewegt wie Stein.
Dem nahen Feinde zu entgeh’n
erhebt der scheue Vogel sich;
doch rettet ihn nicht schneller Flug.
Es blitzt, es knallt,
ihn erreichet das Blei,
und wirft ihn tot aus der Luft herab.
15a. RECITATIVO
<LUKAS>
Hier treibt ein dichter Kreis
die Hasen aus dem Lager auf;
von allen Seiten hingedrängt
hilft ihnen keine Flucht.
Schon fallen sie und liegen bald
in Reihen freudig hingezählt.
15b. CHOR (LANDVOLK UND JÄGER)
Hört das laute Getön,
das dort im Walde klinget!
Welch ein lautes Getön
durchklingt den ganzen Wald!
Es ist der gellenden Hörner Schall,
der gierigen Hunde Gebelle.
Schon flieht der aufgesprengte Hirsch;
ihm rennen die Doggen und Reiter nach.
Er flieht, er flieht!
O wie er sich streckt!
Ihm rennen die Doggen und Reiter nach.
O wie er springt! O wie er sich streckt!
Da bricht er aus den Gesträuchen hervor
und läuft über Feld in das Dickicht hinein.
Jetzt hat er die Hunde getäuscht;
zerstreuet schwärmen sie umher.
Die Hunde sind zerstreut;
sie schwärmen hin und her.
Tajo, tajo, tajo!
Der Jäger Ruf, der Hörner Klang
versammelt auf's neue sie.
Ho, ho, ho! Tajo! Ho, ho!
Mit doppeltem Eifer stürzet nun
der Haufe vereint auf die Fährte los.
Tajo, tajo, tajo!
Von seinen Feinden eingeholt,
an Mut und Kräften ganz erschöpft,
verlieget nun das schnelle Tier.
Sein nahes Ende kündigt an
des tönenden Erzes Jubellied,
der freudigen Jäger Siegeslaut.
Halali! Halali! Halali!
16a. RECITATIVO
<HANNE>
Am Rebenstocke blinket jetzt
die helle Traub’ in vollem Safte,
und ruft dem Winzer freundlich zu,
daß er zu lesen sie nicht weile.
<SIMON>
Schon werden Kuf’ und Faß
zum Hügel hingebracht;
und aus den Hütten strömet
zum frohen Tagewerke
das munt’re Volk herbei.
<HANNE>
Seht, wie der Berg hinan
von Menschen alles wimmelt!
Hört, wie der Freude Ton
von jeder Seit’ erschallet!
<LUKAS>
Die Arbeit fördert lachender Scherz
vom Morgen bis zum Abend hin;
und dann erhebt der brausende Most
die Fröhlichkeit zum Lustgeschrei.
16b. CHOR
Juchhe! Juchhe! Der Wein ist da;
die Tonnen sind gefüllt.
Nun laßt uns fröhlich sein,
und Juchhe! Juchhe! Juch!
aus vollem Halse schrei’n!
<MÄNNER>
Laßt uns trinken!
Trinket, Brüder!
Laßt uns fröhlich sein!
<FRAUEN>
Laßt uns singen!
Singet alle!
Laßt uns fröhlich sein!
<ALLE>
Juchhe! Juchhe! Juch! Es lebe der Wein!
<MÄNNER>
Es lebe das Land, wo er uns reift!
Es lebe das Faß, das ihn verwahrt!
Es lebe der Krug, woraus er fließt!
<ALLE>
Juchhe! Juch! Es lebe der Wein!
<MÄNNER>
Kommt, ihr Brüder,
füllt die Kannen,
leert die Becher,
laßt uns fröhlich sein!
<ALLE>
Heida! Laßt uns fröhlich sein,
und Juchhe! Juchhe! Juch!
aus vollem Halse schrei’n.
Juchhe, Juch! Es lebe der Wein.
<FRAUEN>
Nun tönen die Pfeifen
und wirbelt die Trommel,
hier kreischet die Fiedel,
da schnarret die Leier,
und dudelt der Bock.
<MÄNNER>
Schon hüpfen die Kleinen,
und springen die Knaben.
Dort fliegen die Mädchen,
im Arme der Bursche,
den ländlichen Reih’n.
<FRAUEN>
Heisa, hopsa, laß uns hüpfen!
<MÄNNER>
Ihr Brüder, kommt!
<FRAUEN>
Heisa, hopsa, laßt uns springen!
<MÄNNER>
Die Kannen füllt!
<FRAUEN>
Heisa, hopsa, laßt uns tanzen!
<MÄNNER>
Die Becher leert!
<ALLE>
Heida! Laßt uns fröhlich sein,
und Juchhe! Juchhe! Juch!
aus vollem Halse schrei’n!
<MÄNNER>
Jauchzet, lärmet! Springet, tanzet!
Lachet, singet! Jauchzet, lärmet!
<FRAUEN>
Heisa! Juchhe! Juchhe! Juch!
Hopsasa, heisasa, heisa, hei!
<MÄNNER>
Nun fassen wir den letzten Krug!
<ALLE>
Und singen dann im vollen Chor
dem freudenvolle Rebensaft.
Heisasa! Juch!
Es lebe der Wein, der edle Wein,
der Grillen und Harm verscheucht!
Sein Lob ertöne laut und hoch
in tausendfachem Jubelschall!
Heida, laßt uns fröhlich sein,
und Juchhe! Juchhe! Juch!
aus vollem Halse schrei’n!
Juch! Juch!