SIEBENTE SZENE
Die Vorigen, ohne Erminio

Dialog

SORA
Ein reizender Mensch!

CARLOTTA
Ein liebenswürdiger Mann!
setzt sich rechts

NASONI
verächtlich
Ja, ja, recht nett! Etwas rätselhaft, aber recht nett!

SORA
zu Carlotta
Wie sieht er denn aus, der schreckliche Gasparone?

CARLOTTA
heiter
Ihn näher anzusehn, hatte ich nicht die Zeit! Auf dem Wege von Santa Croce hierher passierten wir den Pinienwald. Plötzlich schrie Zenobia ...
springt auf
Himmel! Wo ist Zenobia?
ruft
Zenobia!
Stille
Mein Gott! Zenobia fehlt!

NASONI
Zenobla?

CARLOTTA
Meine Duenna! Der grässliche Bandit hat sie geraubt!
zu Nasoni
Papa, ich beschwöre Sie, bieten Sie alles auf, die Arme zu befreien!

NASONI
stark und mit Zuversicht
Zu den Waffen, Sizilianer! Zeigt, dass euch Frauenehre etwas wert ist! Entreisst Zenobia dem blutdürstigen Bluthund! Ich selbst … ich bleibe bei der Gräfin. Das bin ich meiner Gesundheit schuldig!

ZOLLWÄCHTER, GENDARMEN
rufen, die Waffen schwingend
Zenobia! Trara!

Nr. 3a - Orchester-Repetition des Chorrefrains von Nr. 2

Die Truppen marschieren ab. Die Frauen und Männer folgen ihnen. Auch Benozzo schliesst sich an, nachdem er die besorgte Sora umarmt hat. Nasoni gibt ihm seinen eigenen langen Säbel. Sora geht ins Haus zurück.


ACHTE SZENE
Nasoni, Carlotta, dann Benozzo, Zenobia, ein Sergeant, vier Gendarmen, später Massaccio

Dialog

NASONI
mit Pathos
Teure Carlotta! Bei dem Gedanken, dass Sie jetzt in den Händen des unerbittlichen Gasparone sein könnten, schaudert mir!

CARLOTTA
Ei! Im äussersten Falle hätte ich von meiner Waffe Gebrauch gemacht!
hält ihm ein elegantes Taschenterzerol entgegen

NASONI
erschrickt
Oh! Ich sage es meinem Sohne ja täglich: Carlotta besitzt alle Frauentugenden. Sogar schiessen kann sie!

CARLOTTA
Sie tun wohl daran, padre mio! Sindulfo selbst scheint diese Vorzüge nicht zu bemerken!

NASONI
Wie unrecht tun Sie Sindulfo!
wütend zwischen den Zähnen
Wo der verdammte Windbeutel nur wieder steckt!
laut
Sindulfo betet Sie an, vergöttert Sie!

CARLOTTA
Wirklich?

NASONI
Es gibt auf ganz Sizilien keinen solideren Jüngling!
für sich
Der Lump hat mir mein ganzes Vermögen verjuxt!

CARLOTTA
Ich muss es glauben, weil Sie es sagen.

NASONI
Ich, Ihr uneigennütziger, Ihr einziger Freund!

CARLOTTA
warm, ihm die Hände reichend
Niemals, Nasoni, werde ich vergessen, wie warm Sie sich meiner annahmen, als ich Witwe wurde.

NASONI
spielt den Gerührten
Oh, Ihr Gemahl war ein braver Mann. - Leider starb er ohne Testament. Sein Nachlass, das alte Schloss Santa Croce und eine Million Lire in guten Papieren, ward Ihnen von der Familie bestritten!

CARLOTTA
Der Prozess verschlang alle meine Ersparnisse. Was haben Sie alles aufgeboten, dass ich ihn gewinne ... vergebens!

NASONI
Ja!
betonend
Der Fall steht schlecht, sehr schlecht! Aber wie dem auch sei, meine Schwiegertochter müssen Sie doch werden!

CARLOTTA
Mein Gott, ich arme Witwe sollte...

NASONI
Was frage ich danach! Ich schätze, liebe Sie und...

CARLOTTA
herzlich
Nun, bei Gott, ich heirate nicht, um Sindulfos Frau, sondern um Ihre Schwiegertochter zu werden!

NASONI
mit schlecht verhehlter Freude
Also eingeschlagen. Ihr Wort?!

CARLOTTA
feierlich
Mein Wort!
gibt ihm die Hand

NASONI
für sich
Endlich!
affektiert gerührt
Teure Tochter!

CARLOTTA
Bester Vater!
Umarmung. Stimmen hinter der Szene.

BENOZZO
hinter der Szene
Wir haben sie! Wir haben sie!

CARLOTTA
Was ist das?

NASONI
zurückeilend
Benozzo schleppt ein älteres, geräumiges Frauenzimmer daher!

CARLOTTA
freudig
Zenobia!
eilt Zenobia entgegen, die von Benozzo und dem Sergeanten halb ohnmächtig hereingeschleppt wird. Vier Gendarmen folgen ihnen, bleiben rückwärts.

BENOZZO
Wir haben sie! Wir haben sie!

Nasoni stellt einen Stuhl, auf den man Zenobia niederlässt.

CARLOTTA
besorgt
Schnell, Benozzo, richte ein Ruhebett, hole einen Arzt!

BENOZZO
Gleich, gleich!
zu Massaccio, der unbemerkt auftrat und sich in Benozzos Haus schleichen will, leise
Nun?

MASSACCIO
leise
Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und enterten die Alte! Pamosa, unser Steuermann, spielte den Gasparone. Haha!
beide ab ins Haus


NEUNTE SZENE
Nasoni, Carlotta, Zenobia; ein Sergeant, vier Gendarmen

NASONI
bisher mit Carlotta und Zenobia beschäftigt
Brave Burschen! Mit Gefahr ihres Lebens entrissen sie dem grässlichen Räuber sein Opfer!

ZENOBIA
macht eine verneinende Gebärde, schwach
Nein!

CARLOTTA
bietet Zenobla ein halbvolles Glas Wein vom nächsten Tische, an dem diese nippt
Fassung, Fassung, Zenobia!
zu Nasoni
Die Ärmste muss furchtbar gelitten haben!

ZENOBIA
macht eine verneinende Gebärde, schwach
Nein!

NASONI
Schleppten Sie die Unholde? Blieben für Ihr Flehen taub?

CARLOTTA
Grässlich!

NASONI
für sich
Unbegreiflich!

ZENOBIA
Erbarmungslos rissen sie mich bis zur Höhle ihres Hauptmanns mit sich fort! Ein Stossgebet zum Himmel stärkte mich. Ich war auf alles gefasst ... da hob Gasparone meinen Schleier und sagte, im reinsten Romagna-Dialekt, nichts als: Ui je!

CARLOTTA, NASONI
Was sagte er?

ZENOBIA
Ui je! Und dann ... entliess er mich.

NASONI
Gegen ein Lösegeld?

ZENOBIA
tonlos
Nein. Er gab mir noch einen Dukaten mit auf den Weg.
zeigt ihn
Nasoni steckt ihn ein.

CARLOTTA
erfreut
Edelmütiger Mann!

NASONI
Ein Räuber, der noch was draufzahlt? Unglaublich!

ZENOBIA
Wo ist er?

NASONI
Wer?

ZENOBTA
Der Dukaten!

NASONI
zeigt auf seine Westentasche
Hier!

ZENOBIA
Ach, geben Sie ihn mir! Hier ist ein anderer!

NASONI
betrachtet den Dukaten, den er wieder aus der Tasche gezogen hat
Er sollte mir als Corpus delicti dienen.

ZENOBIA
nimmt ihn
Mir dient er als Andenken!
küsst die Münze
Als Andenken an ihn!

CARLOTTA
zu Nasoni
Sie phantasiert! Ich will sie zur Ruhe bringen!

NASONI
Sergeant! Wartet auf mich! Ihr sollt mich auf dem Heimweg bedecken, damit mich dieser Teufel Gasparone nicht etwa selbst fängt!
Auf sein Zeichen zieht sich der Sergeant mit den Gendarmen zurück.


Nr. 4 - Terzettino

CARLOTTA
sich mit Zenobia nach dem Hause wendend, zu Nasoni
Nun denn, so gehn auch wir hinein,
Ihr Sohn bleibt gar zu lang mir aus!

NASONI
freudig
Sie sehnen sich nach ihm?

CARLOTTA
O nein! O nein!
Ich sag' es Ihnen grad heraus:
lächelnd und fein
Halt der Sohn sich fern von mir
über- die Gebühr,
bleibt der Vater doch galant
immer mir zur Hand!
Er nimmt seine Stelle ein,
ich bin nicht allein,
unterhalte wohlgemut
mich mit ihm recht gut!
Aber, wenn auch nicht verstimmt,
muss ich doch gestehn:
mein Herr Bräutigam benimmt
sich durchaus nicht schön,
nicht schön, nicht schön!

ZENOBIA
plötzlich, sehr zungenfertig, dazwischen
Ja! So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht die alten Herren
noch wären,
ständ' um uns Frauenzimmer
es schlimmer!
Die sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!

CARLOTTA, ZENOBIA
So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht die alten Herren
noch wären,
ständ' um uns Frauenzimmer
es schlimmer!
Die sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!
Da braucht man zu fürchten nie!
Alles bleibt Galanterie.

NASONI
So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht wir alten Herren
noch wären,
ständ' um die Frauenzimmer
es schlimmer!
Wir sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!
Da braucht man zu fürchten nie!
Alles bleibt Galanterie.

CARLOTTA
Ihre Treu ist erprobt,
denn sie haben ausgetobt.
Ja, solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räum' ich's ein,
kann charmant auch sein!

ZENOBIA
Ihre Treu ist erprobt,
denn sie haben ausgetobt.
Junge wär'n wohl lieber mir,
doch solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räum' ich's ein,
kann charmant auch sein!

NASONI
Unsre Treu ist erprobt,
denn wir haben ausgetobt.
Jugend wär wohl lieber mir,
doch solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räumt man's ein,
kann charmant auch sein!

Carlotta geht mit Zenobia ins Haus. Nasoni begleitet Carlotta mit affektierter Zärtlichkeit bis zur Tür von Benozzos Kneipe.


ZEHNTE SZENE
Nasoni (allein), dann Sindulfo

Dialog

NASONI
Ah!
wischt sich den Schweiss ab
Wenn diese Heirat nicht bald zustande kommt, werde ich verrückt! Einen solchen Gauner zum Sohne zu haben, ihn täglich als Muster eines jungen Mannes hinstellen zu müssen, statt ihn durchhauen zu können: das halte ein Schwede aus, ein Norweger, ein Lappe! Für einen Sizilianer ist das zu viel, zu viel! Ich platze, ich explodiere! Oh, wäre ich der Ätna, dass ich Feuer speien könnte ... das wär ich meiner Gesundheit schuldig!
lässt sich in einen Stuhl fallen

SINDULFO
hinter der Szene
Papa! Papa! Carissimo padre!

NASONI
fährt auf
Da ist er! Ah!

SINDULFO
ein langer, magerer, abgelebter junger Mann, karikierter Stutzer im Kostüme jener Zeit, heiter und gleichgültig
O Papa, da bist du ja! Buon giorno!
will Nasoni umarmen

NASONI
wehrt ihn ab
Va via!

SINDULFO
erstaunt
Was hast du, würdiger Urheber meines Lebens?

NASONI
Ich hätte auch was Gescheiteres tun können, als dein Leben ... urzuheben! - Wo kommst du her?

SINDULFO
heiter
Vom Souper, Papa!

NASONI
Vom Souper? Um halb zehn Uhr vormittags? Woher?

SINDULFO
vertraulich
Ich sage nichts als Lucia!

NASONI
Du bist der grösste Taugenichts von Sizilien! Kostest mich mein ganzes Vermögen! Wer die Höhe der Summe kennt, kann die Tiefe meines Schmerzes ermessen!

SINDULFO
setzt sich
Dio mio! Schon wieder eine Strafpredigt

NASONI
Dir zuliebe habe ich alles angebracht, alles, bis auf dich!

SINDULFO
Papa, ich muss bitten

NASONI
Taci! Es ist also deine Pflicht, durch eine gute Partie mich und dich wieder zu rangieren!

SINDULFO
Gute Partie? Und da verlobst du mich mit der armen Gräfin Santa Croce!

NASONI
packt Sindulfo und reisst ihn an die äusserste Linke
Pscht! Nicht so laut! Carlotta ist drinnen bei Sora!
leiser
Bück dich!
Es geschieht.
Gräfin Carlotta ist nicht arm!

SINDULFO
Mein Himmel! Der Prozess ... halb verloren!

NASONI
leise
Nein, nicht halb verloren, sondern ganz gewonnen!

SINDULFO
freudig
Wie? Gewonn...

NASONI
freudig
Pscht! Das Obertribunal in Neapel hat zugunsten der Gräfin entschieden, ich habe seit drei Tagen das Urteil in der Tasche.
zieht das Dokument hervor

SINDULFO
will danach greifen
Oh!

NASONI
hindert ihn daran
Oho! Noch hat Carlotta keine Ahnung davon! Doch habe ich ihr Wort: sie wird dein Weib, ob arm, ob Millionärin!

SINDULFO
Millionärin! Hm! Die Frau fängt auf einmal an, interessant zu werden.

NASONI
Nicht wahr? Schau, Sindulfo, du musst mehr den Cavaliere servente spielen, immer zur Hand sein ... Nicht so, wie vorhin, wo Carlotta, von Räubern angefallen, ein anderer rettete!

SINDULFO
Ich hörte im Hafen davon, eilte deshalb hierher, um ihren Retter zur Rede zu stellen.

NASONI
Du kennst ihn?

SINDULFO
Ein Piemontese, sogenannter Conte Erminio. Sein Aufenthalt hier ist ganz Syrakus ein Rätsel.
fuchtelt mit seinem Spazierstöckchen in der Luft herum
Ich werde ihm die Lust vertreiben, meine Braut zu retten!

NASONI
entzückt
Endlich einmal eine ritterliche Regung! So gefällst du mir, carissimo figliuolo!

SINDULFO
Das kostet ihn die Ohren!

NASONI
Und die Nase, meinetwegen auch die Nase! Nur eine Tat, etwas Ritterliches! Ich eile jetzt zur Stadt, kehre bald zurück. Also sei artig, galant, liebenswürdig! Sie hat "Ja" gesagt. Schmiede die Gräfin, solange sie warm ist!

SINDULFO
Sollst sehen, Papa, wie ich mich zu meinem Vorteil verändere.

NASONI
Du kannst dich überhaupt nur zu deinem Vorteil verändern!

SINDULFO
O Papa!

NASON
Also, eine Tat, etwas Ritterliches! Was tut man nicht alles für eine Million! Stich diesen Conte Erminio aus bei Carlotta ... hau ihm was weg, schiess ihm was 'nein! Und dann heirate! Heirate! Das bist du meiner Gesundheit schuldig!

schnell links ab
SIEBENTE SZENE
Die Vorigen, ohne Erminio

Dialog

SORA
Ein reizender Mensch!

CARLOTTA
Ein liebenswürdiger Mann!
setzt sich rechts

NASONI
verächtlich
Ja, ja, recht nett! Etwas rätselhaft, aber recht nett!

SORA
zu Carlotta
Wie sieht er denn aus, der schreckliche Gasparone?

CARLOTTA
heiter
Ihn näher anzusehn, hatte ich nicht die Zeit! Auf dem Wege von Santa Croce hierher passierten wir den Pinienwald. Plötzlich schrie Zenobia ...
springt auf
Himmel! Wo ist Zenobia?
ruft
Zenobia!
Stille
Mein Gott! Zenobia fehlt!

NASONI
Zenobla?

CARLOTTA
Meine Duenna! Der grässliche Bandit hat sie geraubt!
zu Nasoni
Papa, ich beschwöre Sie, bieten Sie alles auf, die Arme zu befreien!

NASONI
stark und mit Zuversicht
Zu den Waffen, Sizilianer! Zeigt, dass euch Frauenehre etwas wert ist! Entreisst Zenobia dem blutdürstigen Bluthund! Ich selbst … ich bleibe bei der Gräfin. Das bin ich meiner Gesundheit schuldig!

ZOLLWÄCHTER, GENDARMEN
rufen, die Waffen schwingend
Zenobia! Trara!

Nr. 3a - Orchester-Repetition des Chorrefrains von Nr. 2

Die Truppen marschieren ab. Die Frauen und Männer folgen ihnen. Auch Benozzo schliesst sich an, nachdem er die besorgte Sora umarmt hat. Nasoni gibt ihm seinen eigenen langen Säbel. Sora geht ins Haus zurück.


ACHTE SZENE
Nasoni, Carlotta, dann Benozzo, Zenobia, ein Sergeant, vier Gendarmen, später Massaccio

Dialog

NASONI
mit Pathos
Teure Carlotta! Bei dem Gedanken, dass Sie jetzt in den Händen des unerbittlichen Gasparone sein könnten, schaudert mir!

CARLOTTA
Ei! Im äussersten Falle hätte ich von meiner Waffe Gebrauch gemacht!
hält ihm ein elegantes Taschenterzerol entgegen

NASONI
erschrickt
Oh! Ich sage es meinem Sohne ja täglich: Carlotta besitzt alle Frauentugenden. Sogar schiessen kann sie!

CARLOTTA
Sie tun wohl daran, padre mio! Sindulfo selbst scheint diese Vorzüge nicht zu bemerken!

NASONI
Wie unrecht tun Sie Sindulfo!
wütend zwischen den Zähnen
Wo der verdammte Windbeutel nur wieder steckt!
laut
Sindulfo betet Sie an, vergöttert Sie!

CARLOTTA
Wirklich?

NASONI
Es gibt auf ganz Sizilien keinen solideren Jüngling!
für sich
Der Lump hat mir mein ganzes Vermögen verjuxt!

CARLOTTA
Ich muss es glauben, weil Sie es sagen.

NASONI
Ich, Ihr uneigennütziger, Ihr einziger Freund!

CARLOTTA
warm, ihm die Hände reichend
Niemals, Nasoni, werde ich vergessen, wie warm Sie sich meiner annahmen, als ich Witwe wurde.

NASONI
spielt den Gerührten
Oh, Ihr Gemahl war ein braver Mann. - Leider starb er ohne Testament. Sein Nachlass, das alte Schloss Santa Croce und eine Million Lire in guten Papieren, ward Ihnen von der Familie bestritten!

CARLOTTA
Der Prozess verschlang alle meine Ersparnisse. Was haben Sie alles aufgeboten, dass ich ihn gewinne ... vergebens!

NASONI
Ja!
betonend
Der Fall steht schlecht, sehr schlecht! Aber wie dem auch sei, meine Schwiegertochter müssen Sie doch werden!

CARLOTTA
Mein Gott, ich arme Witwe sollte...

NASONI
Was frage ich danach! Ich schätze, liebe Sie und...

CARLOTTA
herzlich
Nun, bei Gott, ich heirate nicht, um Sindulfos Frau, sondern um Ihre Schwiegertochter zu werden!

NASONI
mit schlecht verhehlter Freude
Also eingeschlagen. Ihr Wort?!

CARLOTTA
feierlich
Mein Wort!
gibt ihm die Hand

NASONI
für sich
Endlich!
affektiert gerührt
Teure Tochter!

CARLOTTA
Bester Vater!
Umarmung. Stimmen hinter der Szene.

BENOZZO
hinter der Szene
Wir haben sie! Wir haben sie!

CARLOTTA
Was ist das?

NASONI
zurückeilend
Benozzo schleppt ein älteres, geräumiges Frauenzimmer daher!

CARLOTTA
freudig
Zenobia!
eilt Zenobia entgegen, die von Benozzo und dem Sergeanten halb ohnmächtig hereingeschleppt wird. Vier Gendarmen folgen ihnen, bleiben rückwärts.

BENOZZO
Wir haben sie! Wir haben sie!

Nasoni stellt einen Stuhl, auf den man Zenobia niederlässt.

CARLOTTA
besorgt
Schnell, Benozzo, richte ein Ruhebett, hole einen Arzt!

BENOZZO
Gleich, gleich!
zu Massaccio, der unbemerkt auftrat und sich in Benozzos Haus schleichen will, leise
Nun?

MASSACCIO
leise
Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und enterten die Alte! Pamosa, unser Steuermann, spielte den Gasparone. Haha!
beide ab ins Haus


NEUNTE SZENE
Nasoni, Carlotta, Zenobia; ein Sergeant, vier Gendarmen

NASONI
bisher mit Carlotta und Zenobia beschäftigt
Brave Burschen! Mit Gefahr ihres Lebens entrissen sie dem grässlichen Räuber sein Opfer!

ZENOBIA
macht eine verneinende Gebärde, schwach
Nein!

CARLOTTA
bietet Zenobla ein halbvolles Glas Wein vom nächsten Tische, an dem diese nippt
Fassung, Fassung, Zenobia!
zu Nasoni
Die Ärmste muss furchtbar gelitten haben!

ZENOBIA
macht eine verneinende Gebärde, schwach
Nein!

NASONI
Schleppten Sie die Unholde? Blieben für Ihr Flehen taub?

CARLOTTA
Grässlich!

NASONI
für sich
Unbegreiflich!

ZENOBIA
Erbarmungslos rissen sie mich bis zur Höhle ihres Hauptmanns mit sich fort! Ein Stossgebet zum Himmel stärkte mich. Ich war auf alles gefasst ... da hob Gasparone meinen Schleier und sagte, im reinsten Romagna-Dialekt, nichts als: Ui je!

CARLOTTA, NASONI
Was sagte er?

ZENOBIA
Ui je! Und dann ... entliess er mich.

NASONI
Gegen ein Lösegeld?

ZENOBIA
tonlos
Nein. Er gab mir noch einen Dukaten mit auf den Weg.
zeigt ihn
Nasoni steckt ihn ein.

CARLOTTA
erfreut
Edelmütiger Mann!

NASONI
Ein Räuber, der noch was draufzahlt? Unglaublich!

ZENOBIA
Wo ist er?

NASONI
Wer?

ZENOBTA
Der Dukaten!

NASONI
zeigt auf seine Westentasche
Hier!

ZENOBIA
Ach, geben Sie ihn mir! Hier ist ein anderer!

NASONI
betrachtet den Dukaten, den er wieder aus der Tasche gezogen hat
Er sollte mir als Corpus delicti dienen.

ZENOBIA
nimmt ihn
Mir dient er als Andenken!
küsst die Münze
Als Andenken an ihn!

CARLOTTA
zu Nasoni
Sie phantasiert! Ich will sie zur Ruhe bringen!

NASONI
Sergeant! Wartet auf mich! Ihr sollt mich auf dem Heimweg bedecken, damit mich dieser Teufel Gasparone nicht etwa selbst fängt!
Auf sein Zeichen zieht sich der Sergeant mit den Gendarmen zurück.


Nr. 4 - Terzettino

CARLOTTA
sich mit Zenobia nach dem Hause wendend, zu Nasoni
Nun denn, so gehn auch wir hinein,
Ihr Sohn bleibt gar zu lang mir aus!

NASONI
freudig
Sie sehnen sich nach ihm?

CARLOTTA
O nein! O nein!
Ich sag' es Ihnen grad heraus:
lächelnd und fein
Halt der Sohn sich fern von mir
über- die Gebühr,
bleibt der Vater doch galant
immer mir zur Hand!
Er nimmt seine Stelle ein,
ich bin nicht allein,
unterhalte wohlgemut
mich mit ihm recht gut!
Aber, wenn auch nicht verstimmt,
muss ich doch gestehn:
mein Herr Bräutigam benimmt
sich durchaus nicht schön,
nicht schön, nicht schön!

ZENOBIA
plötzlich, sehr zungenfertig, dazwischen
Ja! So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht die alten Herren
noch wären,
ständ' um uns Frauenzimmer
es schlimmer!
Die sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!

CARLOTTA, ZENOBIA
So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht die alten Herren
noch wären,
ständ' um uns Frauenzimmer
es schlimmer!
Die sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!
Da braucht man zu fürchten nie!
Alles bleibt Galanterie.

NASONI
So sind die jungen Leute
von heute!
Wenn nicht wir alten Herren
noch wären,
ständ' um die Frauenzimmer
es schlimmer!
Wir sind viel amüsanter,
charmanter,
und werden dabei schwerlich
gefährlich!
Da braucht man zu fürchten nie!
Alles bleibt Galanterie.

CARLOTTA
Ihre Treu ist erprobt,
denn sie haben ausgetobt.
Ja, solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räum' ich's ein,
kann charmant auch sein!

ZENOBIA
Ihre Treu ist erprobt,
denn sie haben ausgetobt.
Junge wär'n wohl lieber mir,
doch solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räum' ich's ein,
kann charmant auch sein!

NASONI
Unsre Treu ist erprobt,
denn wir haben ausgetobt.
Jugend wär wohl lieber mir,
doch solch ältrer Kavalier,
ja, recht gern räumt man's ein,
kann charmant auch sein!

Carlotta geht mit Zenobia ins Haus. Nasoni begleitet Carlotta mit affektierter Zärtlichkeit bis zur Tür von Benozzos Kneipe.


ZEHNTE SZENE
Nasoni (allein), dann Sindulfo

Dialog

NASONI
Ah!
wischt sich den Schweiss ab
Wenn diese Heirat nicht bald zustande kommt, werde ich verrückt! Einen solchen Gauner zum Sohne zu haben, ihn täglich als Muster eines jungen Mannes hinstellen zu müssen, statt ihn durchhauen zu können: das halte ein Schwede aus, ein Norweger, ein Lappe! Für einen Sizilianer ist das zu viel, zu viel! Ich platze, ich explodiere! Oh, wäre ich der Ätna, dass ich Feuer speien könnte ... das wär ich meiner Gesundheit schuldig!
lässt sich in einen Stuhl fallen

SINDULFO
hinter der Szene
Papa! Papa! Carissimo padre!

NASONI
fährt auf
Da ist er! Ah!

SINDULFO
ein langer, magerer, abgelebter junger Mann, karikierter Stutzer im Kostüme jener Zeit, heiter und gleichgültig
O Papa, da bist du ja! Buon giorno!
will Nasoni umarmen

NASONI
wehrt ihn ab
Va via!

SINDULFO
erstaunt
Was hast du, würdiger Urheber meines Lebens?

NASONI
Ich hätte auch was Gescheiteres tun können, als dein Leben ... urzuheben! - Wo kommst du her?

SINDULFO
heiter
Vom Souper, Papa!

NASONI
Vom Souper? Um halb zehn Uhr vormittags? Woher?

SINDULFO
vertraulich
Ich sage nichts als Lucia!

NASONI
Du bist der grösste Taugenichts von Sizilien! Kostest mich mein ganzes Vermögen! Wer die Höhe der Summe kennt, kann die Tiefe meines Schmerzes ermessen!

SINDULFO
setzt sich
Dio mio! Schon wieder eine Strafpredigt

NASONI
Dir zuliebe habe ich alles angebracht, alles, bis auf dich!

SINDULFO
Papa, ich muss bitten

NASONI
Taci! Es ist also deine Pflicht, durch eine gute Partie mich und dich wieder zu rangieren!

SINDULFO
Gute Partie? Und da verlobst du mich mit der armen Gräfin Santa Croce!

NASONI
packt Sindulfo und reisst ihn an die äusserste Linke
Pscht! Nicht so laut! Carlotta ist drinnen bei Sora!
leiser
Bück dich!
Es geschieht.
Gräfin Carlotta ist nicht arm!

SINDULFO
Mein Himmel! Der Prozess ... halb verloren!

NASONI
leise
Nein, nicht halb verloren, sondern ganz gewonnen!

SINDULFO
freudig
Wie? Gewonn...

NASONI
freudig
Pscht! Das Obertribunal in Neapel hat zugunsten der Gräfin entschieden, ich habe seit drei Tagen das Urteil in der Tasche.
zieht das Dokument hervor

SINDULFO
will danach greifen
Oh!

NASONI
hindert ihn daran
Oho! Noch hat Carlotta keine Ahnung davon! Doch habe ich ihr Wort: sie wird dein Weib, ob arm, ob Millionärin!

SINDULFO
Millionärin! Hm! Die Frau fängt auf einmal an, interessant zu werden.

NASONI
Nicht wahr? Schau, Sindulfo, du musst mehr den Cavaliere servente spielen, immer zur Hand sein ... Nicht so, wie vorhin, wo Carlotta, von Räubern angefallen, ein anderer rettete!

SINDULFO
Ich hörte im Hafen davon, eilte deshalb hierher, um ihren Retter zur Rede zu stellen.

NASONI
Du kennst ihn?

SINDULFO
Ein Piemontese, sogenannter Conte Erminio. Sein Aufenthalt hier ist ganz Syrakus ein Rätsel.
fuchtelt mit seinem Spazierstöckchen in der Luft herum
Ich werde ihm die Lust vertreiben, meine Braut zu retten!

NASONI
entzückt
Endlich einmal eine ritterliche Regung! So gefällst du mir, carissimo figliuolo!

SINDULFO
Das kostet ihn die Ohren!

NASONI
Und die Nase, meinetwegen auch die Nase! Nur eine Tat, etwas Ritterliches! Ich eile jetzt zur Stadt, kehre bald zurück. Also sei artig, galant, liebenswürdig! Sie hat "Ja" gesagt. Schmiede die Gräfin, solange sie warm ist!

SINDULFO
Sollst sehen, Papa, wie ich mich zu meinem Vorteil verändere.

NASONI
Du kannst dich überhaupt nur zu deinem Vorteil verändern!

SINDULFO
O Papa!

NASON
Also, eine Tat, etwas Ritterliches! Was tut man nicht alles für eine Million! Stich diesen Conte Erminio aus bei Carlotta ... hau ihm was weg, schiess ihm was 'nein! Und dann heirate! Heirate! Das bist du meiner Gesundheit schuldig!

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最終更新:2011年07月13日 00:06