DRITTE SZENE
Alberich, Mime, Wotan, Loge
Von verschiedenen Seiten her dämmert aus der Ferne dunkelroter Schein auf: eine unabsehbar weit sich dahinziehende unterirdische Kluft wird erkennbar, die nach allen Seiten hin in enge Schachte auszumünden scheint.
Alberich zerrt den kreischenden Mime an den Ohren aus einer Seitenschlucht herbei.
ALBERICH
Hehe! Hehe!
Hieher! Hieher! Tückischer Zwerg!
Tapfer gezwickt sollst du mir sein,
schaffst du nicht fertig, wie ich's bestellt,
zur Stund' das feine Geschmeid'!
MIME
heulend
Ohe! Ohe! Au! Au!
Lass mich nur los!
Fertig ist's, wie du befahlst,
mit Fleiss und Schweiss ist es gefügt:
nimm nurl
die Nägel vom Ohr!
ALBERICH
loslassend
Was zögerst du dann
und zeigst es nicht?
MIME
Ich Armer zagte,
dass noch was fehle.
ALBERICH
Was wär' noch nicht fertig?
MIME
verlegen
Hier - und da -
ALBERICH
Was hier und da? Her das Geschmeid'!
Er will ihm wieder an das Ohr fahren; vor Schreck lässt Mime ein metallenes Gewirke, das er krampfhaft in den Händen hielt, sich entfallen. Alberich hebt es hastig auf und prüft es genau.
Schau, du Schelm! Alles geschmiedet
und fertig gefügt, wie ich's befahl!
So wollte der Tropf schlau mich betrügen?
Für sich behalten das hehre Geschmeid',
das meine List ihn zu schmieden gelehrt?
Kenn' ich dich dummen Dieb?
Er setzt das Gewirk als "Tarnhelm" auf den Kopf
Dem Haupt fügt sich der Helm:
ob sich der Zauber auch zeigt?
sehr leise
"Nacht und Nebel - niemand gleich!"
seine Gestalt verschwindet; statt ihrer gewahrt man eine Nebelsäule
Siehst du mich, Bruder?
MIME
blickt sich verwundert um
Wo bist du? Ich sehe dich nicht.
ALBERICH
unsichtbar
So fühle mich doch, du fauler Schuft!
Nimm das für dein Diebesgelüst!
MIME
schreit und windet sich unter empfangenen Geisselhieben, deren Fall man vernimmt, ohne die Geissel selbst zu sehen
Ohe, Ohe! Au! Au! Au!
ALBERICH
lachend, unsichtbar
Hahahahahaha!
Hab' Dank, du Dummer!
Dein Werk bewährt sich gut!
Hoho! Hoho!
Niblungen all', neigt euch nun Alberich!
Überall weilt er nun, euch zu bewachen;
Ruh' und Rast ist euch zerronnen;
ihm müsst ihr schaffen wo nicht ihr ihn schaut;
wo nicht ihr ihn gewahrt, seid seiner gewärtig!
Untertan seid ihr ihm immer
grell
Hoho! Hoho! Hört' ihn, er naht:
der Niblungen Herr!
Die Nebelsäule verschwindet dem Hintergrunde zu: man hört in immer weiterer Ferne Alberichs Toben und Zanken; Geheul und Geschrei antwortet ihm, das sich endlich in immer weiterer Ferne unhörbar verliert. Mime ist vor Schmerz zusammengesunken. Wotan und Loge lassen sich aus einer Schlucht von oben herab.
LOGE
Nibelheim hier:
Durch bleiche Nebel
was blitzen dort feurige Funken?
MIME
Au! Au! Au!
WOTAN
Hier stöhnt es laut:
was liegt im Gestein?
LOGE
neigt sich zu Mime
Was Wunder wimmerst du hier?
MIME
Ohe! Ohe! Au! Au!
LOGE
Hei, Mime! Munt'rer Zwerg!
Was zwickt und zwackt dich denn so?
MIME
Lass mich in Frieden!
LOGE
Das will ich freilich,
und mehr noch, hör':
helfen will ich dir, Mime!
Er stellt ihn mühsam aufrecht
MIME
Wer hälfe mir?
Gehorchen muss ich dem leiblichen Bruder,
der mich in Bande gelegt.
LOGE
Dich, Mime, zu binden,
was gab ihm die Macht?
MIME
Mit arger List schuf sich Alberich
aus Rheines Gold einem gelben Reif:
seinem starken Zauber zittern wir staunend;
mit ihm zwingt er uns alle,
der Niblungen nächt'ges Heer.
Sorglose Schmiede, schufen wir sonst wohl
Schmuck unsern Weibern, wonnig Geschmeid',
niedlichen Niblungentand;
wir lachten lustig der Müh'.
Nun zwingt uns der Schlimme,
in Klüfte zu schlüpfen,
für ihn allein uns immer zu müh'n.
Durch des Ringes Gold errät seine Gier,
wo neuer Schimmer in Schachten sich birgt:
da müssen wir spähen, spüren und graben,
die Beute schmelzen und schmieden den Guss,
ohne Ruh' und Rast
dem Herrn zu häufen den Hort.
LOGE
Dich Trägen so eben traf wohl sein Zorn?
MIME
Mich Ärmsten, ach, mich zwang er zum Ärgsten:
ein Helmgeschmeid' hiess er mich schweissen;
genau befahl er, wie es zu fügen.
Wohl merkt' ich klug, welch mächtige Kraft
zu eigen dem Werk, das aus Erz ich wob;
für mich drum hüten wollt' ich dem Helm;
durch seinen Zauber
Alberichs Zwang mich entzieh'n:
vielleicht - ja vielleicht
den Lästigen selbst überlisten,
in meine Gewalt ihn zu werfen,
den Ring ihm zu entreissen,
dass, wie ich Knecht jetzt dem Kühnen,
grell
mir Freien er selber dann frön'!
LOGE
Warum, du Kluger, glückte dir's nicht?
MIME
Ach, der das Werk ich wirkte,
den Zauber, der ihm entzuckt,
den Zauber erriet ich nicht recht!
Der das Werk mir riet und mir's entriss,
der lehrte mich nun,
- doch leider zu spät, -
welche List läg' in dem Helm:
Meinem Blick entschwand er,
doch Schwielen dem Blinden
schlug unschaubar sein Arm.
heulend und schluchzend
Das schuf ich mir Dummen schön zu Dank!
er streicht sich den Rücken. Wotan und Loge lachen
LOGE
zu Wotan
Gesteh', nicht leicht gelingt der Fang.
WOTAN
Doch erliegt der Feind, hilft deine List!
MIME
von dem Lachen der Götter betroffen, betrachtet diese aufmerksamer
Mit eurem Gefrage,
wer seid denn ihr Fremde?
LOGE
Freunde dir; von ihrer Not
befrei'n wir der Niblungen Volk!
MIME
schrickt zusammen, da er Alberich sich wieder nahen hört
Nehmt euch in acht! Alberich naht.
WOTAN
Sein' harren wir hier.
Er setzt sich ruhig auf einen Stein; Loge lehnt ihm zur Seite. Alberich, der den Tarnhelm vom Haupte genommen und an den Gürtel gehängt hat, treibt mit geschwungener Geissel aus der unteren, tiefer gelegenen Schlucht aufwärts eine Schar Nibelungen vor sich her: diese sind mit goldenem und silbernem Geschmeide beladen, das sie, unter Alberichs steter Nötigung, all auf einen Haufen speichern und so zu einem Horte häufen.
ALBERICH
Hieher! Dorthin! Hehe! Hoho!
Träges Heer, dort zu Hauf schichtet den Hort!
Du da, hinauf! Willst du voran?
Schmähliches Volk, ab das Geschmeide!
Soll ich euch helfen? Alle hieher!
er gewahrt plötzlich Wotan und Loge
He! Wer ist dort? Wer drang hier ein?
Mime, zu mir, schäbiger Schuft!
Schwatztest du gar mit dem schweifenden Paar?
Fort, du Fauler!
Willst du gleich schmieden und schaffen?
Er treibt Mime mit Geisselhieben unter den Haufen der Nibelungen hinein.
He! An die Arbeit!
Alle von hinnen! Hurtig hinab!
Aus den neuen Schachten schafft mir das Gold!
Euch grüsst die Geissel, grabt ihr nicht rasch!
Dass keiner mir müssig, bürge mir Mime,
sonst birgt er sich schwer meiner Geissel Schwunge!
Dass ich überall weile, wo keiner mich wähnt,
das weiss er, dünkt mich, genau!
Zögert ihr noch? Zaudert wohl gar?
Er zieht seinen Ring vom Finger, küsst ihn und streckt ihn drohend aus.
Zittre und zage, gezähmtes Heer!
Rasch gehorcht des Ringes Herrn!
Unter Geheul und Gekreisch stieben die Nibelungen, unter ihnen Mime, auseinander und schlüpfen in die Schächte hinab
ALBERICH
betrachtet lange und misstrauisch Wotan und Loge.
Was wollt ihr hier?
WOTAN
Von Nibelheims nächt'gem Land
vernahmen wir neue Mär':
mächtige Wunder wirke hier Alberich;
daran uns zu weiden, trieb uns Gäste die Gier.
ALBERICH
Nach Nibelheim führt euch der Neid:
so kühne Gäste, glaubt, kenn' ich gut!
LOGE
Kennst du mich gut, kindischer Alp?
Nun sag', wer bin ich, dass du so bellst?
Im kalten Loch, da kauern du lagst,
wer gab dir Licht und wärmende Lohe,
wenn Loge nie dir gelacht?
Was hülf' dir dein Schmieden,
heizt' ich die Schmiede dir nicht?
Dir bin ich Vetter, und war dir Freund:
nicht fein drum dünkt mich dein Dank!
ALBERICH
Den Lichtalben lacht jetzt Loge,
der list'ge Schelm:
bist du falscher ihr Freund,
wie mir Freund du einst warst:
haha! Mich freut's!
Von ihnen fürcht' ich dann nichts.
LOGE
So denk' ich, kannst du mir traun?
ALBERICH
Deiner Untreu trau' ich, nicht deiner Treu'!
eine herausfordernde Stellung einnehmend
Doch getrost trotz' ich euch allen!
LOGE
Hohen Mut verleiht deine Macht;
grimmig gross wuchs dir die Kraft!
ALBERICH
Siehst du den Hort,
den mein Heer dort mir gehäuft?
LOGE
So neidlichen sah ich noch nie.
ALBERICH
Das ist für heut, ein kärglich Häufchen:
Kühn und mächtig soll er künftig sich mehren.
WOTAN
Zu was doch frommt dir der Hort,
da freudlos Nibelheim,
und nichts für Schätze hier feil?
ALBERICH
Schätze zu schaffen und Schätze zu bergen,
nützt mir Nibelheims Nacht.
Doch mit dem Hort, in der Höhle gehäuft,
denk' ich dann Wunder zu wirken:
die ganze Welt gewinn' ich mit ihm mir zu eigen!
WOTAN
Wie beginnst du, Gütiger, das?
ALBERICH
Die in linder Lüfte Weh'n da oben ihr lebt,
lacht und liebt: mit goldner Faust
euch Göttliche fang' ich mir alle!
Wie ich der Liebe abgesagt,
alles, was lebt, soll ihr entsagen!
Mit Golde gekirrt,
nach Gold nur sollt ihr noch gieren!
Auf wonnigen Höhn,
in seligem Weben wiegt ihr euch;
den Schwarzalben
verachtet ihr ewigen Schwelger!
Habt acht! Habt acht!
Denn dient ihr Männer erst meiner Macht,
eure schmucken Frau'n, die mein Frei'n verschmäht,
sie zwingt zur Lust sich der Zwerg,
lacht Liebe ihm nicht!
wild lachend
Hahahaha! Habt ihr's gehört?
Habt acht vor dem nächtlichen Heer,
entsteigt des Niblungen Hort
aus stummer Tiefe zu Tag!
WOTAN
auffahrend
Vergeh, frevelnder Gauch!
ALBERICH
Was sagt der?
LOGE
ist dazwischengetreten
Sei doch bei Sinnen!
zu Alberich
Wen doch fasste nicht Wunder,
erfährt er Alberichs Werk?
Gelingt deiner herrlichen List,
was mit dem Horte du heischest:
den Mächtigsten muss ich dich rühmen;
denn Mond und Stern', und die strahlende Sonne,
sie auch dürfen nicht anders,
dienen müssen sie dir.
Doch - wichtig acht' ich vor allem,
dass des Hortes Häufer, der Niblungen Heer,
neidlos dir geneigt.
Einen Reif rührtest du kühn;
dem zagte zitternd dein Volk: -
doch, wenn im Schlaf ein Dieb dich beschlich',
den Ring schlau dir entriss', -
wie wahrtest du, Weiser, dich dann?
ALBERICH
Der Listigste dünkt sich Loge;
andre denkt er immer sich dumm:
dass sein' ich bedürfte zu Rat und Dienst,
um harten Dank,
das hörte der Dieb jetzt gern!
Den hehlenden Helm ersann ich mir selbst;
der sorglichste Schmied,
Mime, musst' ihn mir schmieden:
schnell mich zu wandeln, nach meinem Wunsch
die Gestalt mir zu tauschen, taugt der Helm.
Niemand sieht mich, wenn er mich sucht;
doch überall bin ich, geborgen dem Blick.
So ohne Sorge
bin ich selbst sicher vor dir,
du fromm sorgender Freund!
LOGE
Vieles sah ich, Seltsames fand ich,
doch solches Wunder gewahrt' ich nie.
Dem Werk ohnegleichen kann ich nicht glauben;
wäre das eine möglich,
deine Macht währte dann ewig!
ALBERICH
Meinst du, ich lüg' und prahle wie Loge?
LOGE
Bis ich's geprüft,
bezweifl' ich, Zwerg, dein Wort.
ALBERICH
Vor Klugheit bläht sich
zum Platzen der Blöde!
Nun plage dich Neid!
Bestimm', in welcher Gestalt
soll ich jach vor dir stehn?
LOGE
In welcher du willst;
nur mach' vor Staunen mich stumm.
ALBERICH
hat den Helm aufgesetzt
"Riesen-Wurm winde sich ringelnd!"
Sogleich verschwindet er: eine ungeheure Riesenschlange windet sich statt seiner am Boden; sie bäumt sich und streckt den aufgesperrten Rachen nach Wotan und Loge hin.
LOGE
stellt sich von Furcht ergriffen
Ohe! Ohe!
Schreckliche Schlange, verschlinge mich nicht!
Schone Logen das Leben!
WOTAN
Hahaha! Gut, Alberich!
Gut, du Arger!
Wie wuchs so rasch
zum riesigen Wurme der Zwerg!
Die Schlange verschwindet; statt ihrer erscheint sogleich Alberich wieder in seiner wirklichen Gestalt.
ALBERICH
Hehe! Ihr Klugen, glaubt ihr mir nun?
LOGE
Mein Zittern mag dir's bezeugen.
Zur grossen Schlange schufst du dich schnell:
weil ich's gewahrt,
willig glaub' ich dem Wunder.
Doch, wie du wuchsest,
kannst du auch winzig
und klein dich schaffen?
Das Klügste schien' mir das,
Gefahren schlau zu entfliehn:
das aber dünkt mich zu schwer!
ALBERICH
Zu schwer dir, weil du zu dumm!
Wie klein soll ich sein?
LOGE
Dass die feinste Klinze dich fasse,
wo bang die Kröte sich birgt.
ALBERICH
Pah! Nichts leichter! Luge du her!
Er setzt den Tarnhelm wieder auf.
"Krumm und grau krieche Kröte!"
Er verschwindet; die Götter gewahren im Gestein eine Kröte auf sich zukriechen.
LOGE
zu Wotan
Dort, die Kröte, greife sie rasch!
Wotan setzt seinen Fuss auf die Kröte, Loge fährt ihr nach dem Kopfe und hält den Tarnhelm in der Hand. Alberich wird plötzlich in seiner wirklichen Gestalt sichtbar, wie er sich unter Wotans Fusse windet.
ALBERICH
Ohe! Verflucht! Ich bin gefangen!
LOGE
Halt' ihn fest, bis ich ihn band.
Er hat ein Bastseil hervorgeholt und bindet Alberich damit Hände und Beine; den Geknebelten, der sich wütend zu wehren sucht, fassen dann beide und schleppen ihn mit sich nach der Kluft, aus der sie herauskamen.
LOGE
Nun schnell hinauf: dort ist er unser!
Sie verschwinden, aufwärts steigend.
VIERTE SZENE
Alberich, Wotan, Loge, die übrigen Götter und Göttinnen, Erda, die drei Rheintöchter
Die Szene verwandelt sich, nur in umgekehrter Weise, wie zuvor; die Verwandlung führt wieder an den Schmieden vorüber. Fortdauernde Verwandlung nach oben. Schliesslich erscheint wieder die freie Gegend auf Bergeshöhen wie in der zweiten Szene; nur ist sie jetzt noch in fahle Nebel verhüllt, wie vor der zweiten Verwandlung nach Freias Abführung.
Wotan und Loge, den gebundenen Alberich mit sich führend, steigen aus der Kluft herauf.
LOGE
Da, Vetter, sitze du fest!
Luge Liebster, dort liegt die Welt,
die du Lungrer gewinnen dir willst:
welch Stellchen, sag',
bestimmst du drin mir zu Stall?
er schlägt ihm tanzend Schnippchen
ALBERICH
Schändlicher Schächer! Du Schalk! Du Schelm!
Löse den Bast, binde mich los,
den Frevel sonst büssest du Frecher!
WOTAN
Gefangen bist du, fest mir gefesselt,
wie du die Welt, was lebt und webt,
in deiner Gewalt schon wähntest,
in Banden liegst du vor mir,
du Banger kannst es nicht leugnen!
Zu ledigen dich, bedarf 's nun der Lösung.
ALBERICH
O ich Tropf, ich träumender Tor!
Wie dumm traut' ich dem diebischen Trug!
Furchtbare Rache räche den Fehl!
LOGE
Soll Rache dir frommen,
vor allem rate dich frei:
dem gebundnen Manne
büsst kein Freier den Frevel.
Drum, sinnst du auf Rache,
rasch ohne Säumen
sorg' um die Lösung zunächst!
er zeigt ihm, mit den Fingern schnalzend, die Art der Lösung an
ALBERICH
barsch
So heischt, was ihr begehrt!
WOTAN
Den Hort und dein helles Gold.
ALBERICH
Gieriges Gaunergezücht!
für sich
Doch behalt' ich mir nur den Ring,
des Hortes entrat' ich dann leicht;
denn von neuem gewonnen
und wonnig genährt
ist er bald durch des Ringes Gebot:
eine Witzigung wär 's,
die weise mich macht;
zu teuer nicht zahl' ich die Zucht,
lass' für die Lehre ich den Tand.
WOTAN
Erlegst du den Hort?
ALBERICH
Löst mir die Hand, so ruf' ich ihn her.
Loge löst ihm die Schlinge an der rechten Hand. Alberich berührt den Ring mit den Lippen und murmelt heimlich einen Befehl.
Wohlan, die Nibelungen rief ich mir nah'.
Ihrem Herrn gehorchend, hör' ich den Hort
aus der Tiefe sie führen zu Tag:
nun löst mich vom lästigen Band!
WOTAN
Nicht eh'r, bis alles gezahlt.
Die Nibelungen steigen aus der Kluft herauf, mit den Geschmeiden des Hortes beladen. Während des Folgenden schichten sie den Hort auf.
ALBERICH
O schändliche Schmach!
Dass die scheuen Knechte
geknebelt selbst mich ersch'aun!
zu den Nibelungen
Dorthin geführt, wie ich's befehlt'!
All zu Hauf schichtet den Hort!
Helf' ich euch Lahmen?
Hieher nicht gelugt!
Rasch da, rasch!
Dann rührt euch von hinnen,
dass ihr mir schafft!
Fort in die Schachten!
Weh' euch, find' ich euch faul!
Auf den Fersen folg' ich euch nach!
er küsst seinen Ring und streckt ihn gebieterisch aus. Wie von einem Schlage getroffen, drängen sich die Nibelungen scheu und ängstlich der Kluft zu, in die sie schnell hinabschlüpfen.
Gezahlt hab' ich;
nun lasst mich zieh'n:
und das Helmgeschmeid',
das Loge dort hält,
das gebt mir nun gütlich zurück!
LOGE
den Tarnhelm zum Horte werfend
Zur Busse gehört auch die Beute.
ALBERICH
Verfluchter Dieb!
leise
Doch nur Geduld!
Der den alten mir schuf, schafft einen andern:
noch halt' ich die Macht, der Mime gehorcht.
Schlimm zwar ist's, dem schlauen Feind
zu lassen die listige Wehr!
Nun denn! Alberich liess euch alles:
jetzt löst, ihr Bösen, das Band.
LOGE
zu Wotan
Bist du befriedigt? Lass' ich ihn frei?
WOTAN
Ein goldner Ring ragt dir am Finger;
hörst du, Alp?
Der, acht' ich, gehört mit zum Hort.
ALBERICH
entsetzt
Der Ring?
WOTAN
Zu deiner Lösung musst du ihn lassen.
ALBERICH
bebend
Das Leben, doch nicht den Ring!
WOTAN
heftiger
Den Reif' verlang' ich,
mit dem Leben mach', was du willst!
ALBERICH
Lös' ich mir Leib und Leben,
den Ring auch muss ich mir lösen;
Hand und Haupt, Aug' und Ohr
sind nicht mehr mein Eigen,
als hier dieser rote Ring!
WOTAN
Dein Eigen nennst du den Ring?
Rasest du, schamloser Albe?
Nüchtern sag',
wem entnahmst du das Gold,
daraus du den schimmernden schufst?
War's dein Eigen, was du Arger
der Wassertiefe entwandt?
Bei des Rheines Töchtern hole dir Rat,
ob ihr Gold sie zu eigen dir gaben,
das du zum Ring dir geraubt!
ALBERICH
Schmähliche Tücke! Schändlicher Trug!
Wirfst du Schächer die Schuld mir vor,
die dir so wonnig erwünscht?
Wie gern raubtest
du selbst dem Rheine das Gold,
war nur so leicht
die Kunst, es zu schmieden, erlangt?
Wie glückt es nun dir Gleissner zum Heil,
dass der Niblung, ich, aus schmählicher Not,
in des Zornes Zwange,
den schrecklichen Zauber gewann,
dess' Werk nun lustig dir lacht?
Des Unseligen, Angstversehrten
fluchfertige, furchtbare Tat,
zu fürstlichem Tand soll sie fröhlich dir taugen,
zur Freude dir frommen mein Fluch?
Hüte dich, herrischer Gott!
Frevelte ich, so frevelt' ich frei an mir:
doch an allem, was war,
ist und wird,
frevelst, Ewiger, du,
entreissest du frech mir den Ring!
WOTAN
Her der Ring!
Kein Recht an ihm
schwörst du schwatzend dir zu.
er ergreift Alberich und entzieht seinem Finger mit heftiger Gewalt den Ring.
ALBERICH
grässlich aufschreiend
Ha! Zertrümmert! Zerknickt!
Der Traurigen traurigster Knecht!
WOTAN
den Ring betrachtend
Nun halt' ich, was mich erhebt,
der Mächtigen mächtigsten Herrn!
er steckt den Ring an
LOGE
Ist er gelöst?
WOTAN
Bind' ihn los!
LOGE
löst Alberich vollends die Bande
Schlüpfe denn heim!
Keine Schlinge hält dich:
frei fahre dahin!
ALBERICH
sich vom Boden erhebend
Bin ich nun frei?
mit wütendem Lachen
Wirklich frei?
So grüss' euch denn
meiner Freiheit erster Gruss! -
Wie durch Fluch er mir geriet,
verflucht sei dieser Ring!
Gab sein Gold mir Macht ohne Mass,
nun zeug' sein Zauber Tod dem, der ihn trägt!
Kein Froher soll seiner sich freun,
keinem Glücklichen lache sein lichter Glanz!
Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
und wer ihn nicht hat, den nage der Neid!
Jeder giere nach seinem Gut,
doch keiner geniesse mit Nutzen sein!
Ohne Wucher hüt' ihn sein Herr;
doch den Würger zieh' er ihm zu!
Dem Tode verfallen, fessle den Feigen die Furcht:
solang er lebt, sterb' er lechzend dahin,
des Ringes Herr als des Ringes Knecht:
bis in meiner Hand den geraubten wieder ich halte! -
So segnet in höchster Not
der Nibelung seinen Ring!
Behalt' ihn nun,
lachend
hüte ihn wohl:
grimmig
meinem Fluch fliehest du nicht!
Er verschwindet schnell in der Kluft. Der dichte Nebelduft des Vordergrundes klärt sich allmählich auf.
LOGE
Lauschtest du seinem Liebesgruss?
WOTAN
in den Anblick des Ringes an seiner Hand versunken
Gönn' ihm die geifernde Lust!
es wird immer heller
LOGE
nach rechts in die Szene blickend
Fasolt und Fafner nahen von fern:
Freia führen sie her.
Aus dem sich immer mehr zerteilenden Nebel erscheinen Donner, Froh und Fricka und eilen dem Vordergrunde zu.
FROH
Sie kehren zurück!
DONNER
Willkommen, Bruder!
FRICKA
besorgt zu Wotan
Bringst du gute Kunde?
LOGE
auf den Hort deutend
Mit List und Gewalt gelang das Werk:
dort liegt, was Freia löst.
DONNER
Aus der Riesen Haft naht dort die Holde.
FROH
Wie liebliche Luft wieder uns weht,
wonnig' Gefühl die Sinne erfüllt!
Traurig ging es uns allen,
getrennt für immer von ihr,
die leidlos ewiger Jugend
jubelnde Lust uns verleiht.
Der Vordergrund ist wieder hell geworden; das Aussehen der Götter gewinnt wieder die erste Frische: über dem Hintergrunde haftet jedoch noch der Nebelschleier, so dass die Burg unsichtbar bleibt. Fasolt und Fafner treten auf, Freia zwischen sich führend.
FRICKA
eilt freudig auf die Schwester zu, um sie zu umarmen
Lieblichste Schwester, süsseste Lust!
Bist du mir wieder gewonnen?
FASOLT
ihr wehrend
Halt! Nicht sie berührt!
Noch gehört sie uns.
Auf Riesenheims ragender Mark
rasteten wir; mit treuem Mut
des Vertrages Pfand pflegten wir.
So sehr mich's reut, zurück doch bring' ich's,
erlegt uns Brüdern die Lösung ihr.
WOTAN
Bereit liegt die Lösung:
des Goldes Mass sei nun gütlich gemessen.
FASOLT
Das Weib zu missen, wisse, gemutet mich weh:
soll aus dem Sinn sie mir schwinden
des Geschmeides Hort häufet denn so,
dass meinem Blick die Blühende ganz er verdeck'!
WOTAN
So stellt das Mass nach Freias Gestalt!
Freia wird von den beiden Riesen in die Mitte gestellt. Darauf stossen sie ihre Pfähle zu Freias beiden Seiten so in den Boden, dass sie gleiche Höhe und Breite mit ihrer Gestalt messen.
FAFNER
Gepflanzt sind die Pfähle nach Pfandes Mass;
Gehäuft nun füll' es der Hort!
WOTAN
Eilt mit dem Werk: widerlich ist mir's!
LOGE
Hilf mir, Froh!
FROH
Freias Schmach eil' ich zu enden.
Loge und Froh häufen hastig zwischen den Pfählen die Geschmeide
FAFNER
Nicht so leicht und locker gefügt!
er drückt mit roher Kraft die Geschmeide dicht zusammen
Fest und dicht füll' er das Mass.
er beugt sich, um nach Lücken zu spähen
Hier lug' ich noch durch:
verstopft mir die Lücken!
LOGE
Zurück, du Grober!
FAFNER
Hierher!
LOGE
Greif' mir nichts an!
FAFNER
Hierher! Die Klinze verklemmt!
WOTAN
unmutig sich abwendend
Tief in der Brust brennt mir die Schmach!
FRICKA
den Blick auf Freia geheftet
Sieh, wie in Scham schmählich die Edle steht:
um Erlösung fleht stumm der leidende Blick.
Böser Mann! Der Minnigen botest du das!
FAFNER
Noch mehr! Noch mehr hierher!
DONNER
Kaum halt' ich mich: schäumende Wut
weckt mir der schamlose Wicht!
Hierher, du Hund! Willst du messen,
so miss dich selber mit mir!
FAFNER
Ruhig, Donner! Rolle, wo's taugt:
hier nützt dein Rasseln dir nichts!
DONNER
holt aus
Nicht dich Schmähl'chen zu zerschmettern?
WOTAN
Friede doch!
Schon dünkt mich Freia verdeckt.
LOGE
Der Hort ging auf.
FAFNER
misst den Hort genau mit dem Blick und späht nach Lücken
Noch schimmert mir Holdas Haar:
dort das Gewirk wirf auf den Hort!
LOGE
Wie? Auch den Helm?
FAFNER
Hurtig, her mit ihm!
WOTAN
Lass ihn denn fahren!
LOGE
wirft den Tarnhelm auf den Hort
So sind wir denn fertig!
Seid ihr zufrieden?
FASOLT
Freia, die Schöne, schau' ich nicht mehr:
so ist sie gelöst? Muss ich sie lassen?
er tritt nahe hinzu und späht durch den Hort
Weh! Noch blitzt ihr Blick zu mir her;
des Auges Stern strahlt mich noch an:
durch eine Spalte muss ich's erspäh'n.
ausser sich
Seh' ich dies wonnige Auge,
von dem Weibe lass' ich nicht ab!
FAFNER
He! Euch rat' ich,
verstopft mir die Ritze!
LOGE
Nimmersatte! Seht ihr denn nicht,
ganz schwand uns der Hort?
FAFNER
Mitnichten, Freund! An Wotans Finger
glänzt von Gold noch ein Ring:
den gebt, die Ritze zu füllen!
WOTAN
Wie! Diesen Ring?
LOGE
Lasst euch raten!
Den Rheintöchtern gehört dies Gold;
ihnen gibt Wotan es wieder.
WOTAN
Was schwatztest du da?
Was schwer ich mir erbeutet,
ohne Bangen wahr' ich's für mich!
LOGE
Schlimm dann steht's um mein Versprechen,
das ich den Klagenden gab!
WOTAN
Dein Versprechen bindet mich nicht;
als Beute bleibt mir der Reif.
FAFNER
Doch hier zur Lösung musst du ihn legen.
WOTAN
Fordert frech, was ihr wollt,
alles gewähr' ich;
um alle Welt,
doch nicht fahren lass' ich den Ring!
FASOLT
zieht wütend Freia hinter dem Horte hervor
Aus denn ist's, beim Alten bleibt's;
nun folgt uns Freia für immer!
FREIA
Hilfe! Hilfe!
FRICKA
Harter Gott, gib ihnen nach!
FROH
Spare das Gold nicht!
DONNER
Spende den Ring doch!
Fafner hält den fortdrängenden Fasolt noch auf; alle stehen bestürzt
WOTAN
Lasst mich in Ruh'! Den Reif geb' ich nicht!
Wotan wendet sich zürnend zur Seite. Die Bühne hat sich von neuem verfinstert; aus der Felskluft zur Seite bricht ein bläulicher Schein hervor: in ihm wird plötzlich Erda sichtbar, die bis zu halber Leibeshöhe aus der Tiefe aufsteigt; sie ist von edler Gestalt, weithin von schwarzem Haar umwallt.
ERDA
die Hand mahnend gegen Wotan ausstreckend
Weiche, Wotan! Weiche!
Flieh' des Ringes Fluch!
Rettungslos dunklem Verderben
weiht dich sein Gewinn.
WOTAN
Wer bist du, mahnendes Weib?
ERDA
Wie alles war - weiss ich;
wie alles wird, wie alles sein wird,
seh' ich auch, -
der ew'gen Welt Ur-Wala,
Erda, mahnt deinen Mut. Drei der Töchter,
ur-erschaff'ne, gebar mein Schoss;
was ich sehe, sagen dir nächtlich die Nornen.
Doch höchste Gefahr führt mich heut'
selbst zu dir her.
Höre! Höre! Höre!
Alles was ist, endet.
Ein düst'rer Tag dämmert den Göttern:
dir rat' ich, meide den Ring!
sie versinkt langsam bis an die Brust, während der bläuliche Schein zu dunkeln beginnt
WOTAN
Geheimnis-hehr
hallt mir dein Wort:
weile, dass mehr ich wisse!
ERDA
im Versinken
Ich warnte dich; du weisst genug:
sinn' in Sorg' und Furcht!
sie verschwindet gänzlich
WOTAN
Soll ich sorgen und fürchten,
dich muss ich fassen, alles erfahren!
er will der Verschwindenden in die Kluft nach, um sie zu halten. Froh und Fricka werfen sich ihm entgegen und halten ihn zurück
FRICKA
Was willst du, Wütender?
FROH
Halt' ein, Wotan!
Scheue die Edle, achte ihr Wort!
Wotan starrt sinnend vor sich hin
DONNER
sich entschlossen zu den Riesen wendend
Hört, ihr Riesen! Zurück, und harret:
das Gold wird euch gegeben.
FREIA
Darf ich es hoffen?
Dünkt euch Holda wirklich der Lösung wert?
Alle blicken gespannt auf Wotan; dieser nach tiefem Sinnen zu sich kommend, erfasst seinen Speer und schwenkt ihn wie zum Zeichen eines mutigen Entschlusses
WOTAN
Zu mir, Freia! Du bist befreit.
Wieder gekauft kehr' uns die Jugend zurück!
Ihr Riesen, nehmt euren Ring!
er wirft den Ring auf den Hort
Die Riesen lassen Freia los; sie eilt freudig auf die Götter zu, die sie abwechselnd längere Zeit in höchster Freude liebkosen.
Fafner breitet sogleich einen ungeheuren Sack aus und macht sich über den Hort her, um ihn da hineinzuschichten.
FASOLT
dem Bruder sich entgegenwerfend
Halt, du Gieriger! Gönne mir auch was!
Redliche Teilung taugt uns beiden.
FAFNER
Mehr an der Maid als am Gold
lag dir verliebtem Geck:
mit Müh' zum Tausch vermocht' ich dich Toren;
Ohne zu teilen, hättest du Freia gefreit:
teil' ich den Hort,
billig behalt' ich die grösste Hälfte für mich.
FASOLT
Schändlicher du! Mir diesen Schimpf?
zu den Göttern
Euch ruf' ich zu Richtern:
teilet nach Recht uns redlich den Hort!
Wotan wendet sich verächtlich ab
LOGE
Den Hort lass ihn raffen;
halte du nur auf den Ring!
FASOLT
stürzt sich auf Fafner, der immerzu eingesackt hat
Zurück, du Frecher! Mein ist der Ring;
mir blieb er für Freias Blick!
Er greift hastig nach dem Reif. Sie ringen.
FAFNER
Fort mit der Faust! Der Ring ist mein!
Fasolt entreisst Fafner den Ring
FASOLT
Ich halt' ihn, mir gehört er!
FAFNER
mit einem Pfahle nach Fasolt ausholend
Halt' ihn fest, dass er nicht fall'!
Er streckt Fasolt mit einem Streiche zu Boden, dem Sterbenden entreisst er dann hastig den Ring
FAFNER
Nun blinzle nach Freias Blick!
An den Reif rührst du nicht mehr!
Er steckt den Ring in den Sack und rafft dann gemächlich den Hort vollends ein. Alle Götter stehen entsetzt. Langes, feierliches Schweigen
WOTAN
Furchtbar nun erfind' ich des Fluches Kraft!
LOGE
Was gleicht, Wotan, wohl deinem Glücke?
Viel erwarb dir des Ringes Gewinn;
dass er nun dir genommen, nützt dir noch mehr:
deine Feinde - sieh - fällen sich selbst
um das Gold, das du vergabst.
WOTAN
tief erschüttert
Wie doch Bangen mich bindet!
Sorg' und Furcht fesseln den Sinn:
wie sie zu enden, lehre mich Erda:
zu ihr muss ich hinab!
FRICKA
schmeichelnd sich an ihn schmiegend
Wo weilst du, Wotan?
Winkt dir nicht hold die hehre Burg,
die des Gebieters gastlich bergend nun harrt?
WOTAN
düster
Mit bösem Zoll zahlt' ich den Bau.
DONNER
auf den Hintergrund deutend, der noch in Nebel gehüllt ist
Schwüles Gedünst schwebt in der Luft;
lästig ist mir der trübe Druck!
Das bleiche Gewölk
samml' ich zu blitzendem Wetter,
das fegt den Himmel mir hell.
er besteigt einen hohen Felsstein am Talabhange und schwingt dort seinen Hammer; Nebel ziehen sich um ihn zusammen
He da! He da! He do!
Zu mir, du Gedüft! Ihr Dünste, zu mir!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
er schwingt den Hammer
Auf des Hammers Schwung schwebet herbei!
Dunstig Gedämpf! Schwebend Gedüft!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
He da! He da! He do!
er verschwindet völlig in einer immer finsterer sich ballenden Gewitterwolke. Man hört Donners Hammerschlag schwer auf den Felsstein fallen: ein starker Blitz entfährt der Wolke; ein heftiger Donnerschlag folgt. Froh ist mit dem Gewölk verschwunden.
DONNER
unsichtbar
Bruder, hieher! Weise der Brücke den Weg!
Plötzlich verzieht sich die Wolke; Donner und Froh werden sichtbar: von ihren Füssen aus zieht sich, mit blendendem Leuchten, eine Regenbogenbrücke über das Tal hinüber bis zur Burg, die jetzt, von der Abendsonne beschienen, im hellsten Glanze erstrahlt. Fafner, der neben der Leiche seines Bruders endlich den ganzen Hort eingerafft, hat, den ungeheuren Sack auf dem Rücken, während Donners Gewitterzauber die Bühne verlassen.
FROH
der der Brücke mit der ausgestreckten Hand den Weg über das Tal angewiesen, zu den Göttern
Zur Burg führt die Brücke,
leicht, doch fest eurem Fuss:
beschreitet kühn ihren schrecklosen Pfad!
Wotan und die anderen Götter sind sprachlos in den prächtigen Anblick verloren.
WOTAN
Abendlich strahlt der Sonne Auge;
in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg.
In des Morgens Scheine mutig erschimmernd,
lag sie herrenlos, hehr verlockend vor mir.
Von Morgen bis Abend, in Müh' und Angst,
nicht wonnig ward sie gewonnen!
Es naht die Nacht: vor ihrem Neid
biete sie Bergung nun.
Wie von einem grossen Gedanken ergriffen, sehr entschlossen
So grüss' ich die Burg,
sicher vor Bang' und Grau'n!
er wendet sich feierlich zu Fricka
Folge mir, Frau:
in Walhall wohne mit mir!
FRICKA
Was deutet der Name?
Nie, dünkt mich, hört' ich ihn nennen.
WOTAN
Was, mächtig der Furcht,
mein Mut mir erfand,
wenn siegend es lebt,
leg' es den Sinn dir dar!
er fasst Fricka an der Hand und schreitet mit ihr langsam der Brücke zu;
Froh, Freia und Donner folgen
LOGE
im Vordergrunde verharrend und den Göttern nachblickend
Ihrem Ende eilen sie zu,
die so stark in Bestehen sich wähnen.
Fast schäm' ich mich, mit ihnen zu schaffen;
zur leckenden Lohe mich wieder zu wandeln,
spür' ich lockende Lust:
sie aufzuzehren, die einst mich gezähmt,
statt mit den Blinden blöd zu vergehn,
und wären es göttlichste Götter!
Nicht dumm dünkte mich das!
Bedenken will ich's: wer weiss, was ich tu'!
Er geht, um sich den Göttern in nachlässiger Haltung anzuschliessen. Aus der Tiefe hört man den Gesang der Rheintöchter heraufschallen.
DIE DREI RHEINTÖCHTER
in der Tiefe des Tales, unsichtbar
Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
Wie lauter und hell leuchtest hold du uns!
Um dich, du klares, wir nun klagen:
gebt uns das Gold!
O gebt uns das reine zurück!
WOTAN
im Begriff, den Fuss auf die Brücke zu setzen, hält an und wendet sich um
Welch' Klagen klingt zu mir her?
LOGE
späht in das Tal hinab
Des Rheines Kinder beklagen des Goldes Raub!
WOTAN
Verwünschte Nicker!
zu Loge
Wehre ihrem Geneck!
LOGE
in das Tal hinabrufend
Ihr da im Wasser, was weint ihr herauf?
Hört, was Wotan euch wünscht!
Glänzt nicht mehr euch Mädchen das Gold,
in der Götter neuem Glanze
sonnt euch selig fortan!
Die Götter lachen und beschreiten dann die Brücke.
DIE DREI RHEINTÖCHTER
aus der Tiefe
Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
O leuchtete noch in der Tiefe dein laut'rer Tand!
Traulich und treu ist's nur in der Tiefe:
falsch und feig ist, was dort oben sich freut!
Während die Götter auf der Brücke der Burg zuschreiten, fällt der Vorhang.