Verwandlung
Weinberg
Auf den Terrassen wie unten zur Seite sind die Nachbarn Stadingers mit ihren Frauen und Kindern essend und trinkend gruppiert
ZWÖLFTER AUFTRITT
Stadinger. Brenner. Nachbarn. Männer und Frauen. Gesellen in fröhlicher Bewegung
Nr. 8 - Chor
Wie herrlich ist's, im Grünen,
im traulichen Verein,
bei Wein und frohen Mienen
des Lebens sich zu freun,
des schönen Lebens sich zu freun!
DREIZEHNTER AUFTRITT
Die Vorigen. Georg, von mehreren Gesellen gehalten
EIN GESELLE
Hier, Meister, bringen wir einen Widerspenstigen, er wollte durchaus nicht mit.
GEORG
Nehmt's nicht übel, Meister,
aber es war mir so übel zumute.
STADINGER
Deine Krankheit kenne ich, soll ich dir etwa ein Rezept verschreiben? - Frisch, sing uns ein Lied, da wird dir besser werden.
GEORG
Mir wär's ums Singen.
STADINGER
Georg, mach mich nicht bös. Ja so. Hast du meine Tochter mit der Alten nicht gesehen?
GEORG
Mit keinem Auge.
STADINGER
Sie müssten doch zum Kuckuck längst hier sein! - Na, werden wieder viel anzuputzen haben. Jetzt, Georg, mach keine Umstände, sing uns was, es muss dir aber nicht unange -
GEORG
Meister!
STADINGER
ärgerlich
Dass dich - Er geht nach dem Hintergrunde.
GEORG
für sich
Ich will singen, damit niemand den Berg verlässt, denn jetzt wird der Spass unten losgehen.
Nr. 9 - Lied mit Chor
GEORG
War einst ein junger Springinsfeld,
der wollt auf Reisen gehn,
erwerben Ehre, Gut und Geld
und sich die Welt besehn.
»Leb wohl, fein Liebchen, weine nicht.
Bald kehr ich heim.« Sie aber spricht:
»O geh nicht in die Welt hinaus,
bleib lieber doch bei mir zu Haus,
es schadet oft, wenn man auf Reisen geht!«
CHOR
»O geh nicht in die Welt hinaus,
bleib lieber doch bei mir zu Haus,
es schadet oft, wenn man auf Reisen geht!«
GEORG
Er ging zur See. Nach Mexiko
wollt er fürs erste hin,
denn dorten gibt es Gold wie Stroh,
dacht er in seinem Sinn.
Doch ein Korsarenschiff erscheint,
das es mit ihm gar übel meint;
da ruft er in Verzweiflung aus:
»Ach, warum blieb ich nicht zu Haus?
Das kommt davon, wenn man auf Reisen geht!«
CHOR
Da ruft er in Verzweiflung aus:
»Ach, warum blieb ich nicht zu Haus?
Das kommt davon, wenn man auf Reisen geht!«
GEORG
Zuletzt befreit ein Zufall ihn
von seinem Missgeschick;
er kehrt mit bittersüsser Mien'
ins Vaterland zurück.
Er eilt zum Liebchen froh und keck,
doch trifft ihn bald der Schlag vor Schreck.
Sie stellt ihm ihren Bräut'gam vor
und flüstert ihm dabei ins Ohr:
»Das kommt davon, wenn man auf Reisen geht!''
CHOR
Sie stellt ihm ihren Bräut'gam vor
und flüstert ihm dabei ins Ohr:
»Das kommt davon, wenn man auf Reisen geht!«
STADINGER
Nun möcht ich aber doch ernstlich wissen, wo mein Mädel bleibt. Ja - weil ich gerade von ihr rede, ihr Freunde, da muss ich euch einen Spass erzählen. Heut kommt ein närrischer Kauz, ein schwäbischer Ritter in mein Haus und will mit Gewalt meine Tochter verheiraten. Erst wollte er ihr den Konrad geben, dann sollte Georg sie haben, und ich stehe doch nicht dafür, dass, ehe es Abend wird -
VIERZEHNTER AUFTRITT
Die Vorigen. Adelhof
ADELHOF
ausser Atem
Guten Tag, Leutchen, lasst euch nicht stören.
STADINGER
Da ist er!
ADELHOF
zu Stadinger
Alter Freund, nur ein paar Worte, denn ich muss gleich wieder fort: Der Georg darf auf keinen Fall Eure Tochter heiraten, denn -
STADINGER
lacht
Hab ich's nicht gesagt!
ALLE
lachen
ADELHOF
Der Georg steckt mit dem Ritter Liebenau
unter einer Decke.
STADINGER
Was ist das?
GEORG
Welche Verleumdung! Meister - und ihr könnt das dulden?
STADINGER
Ruhe - Beweise!
ADELHOF
Mein Fräulein weiss die Sache genau.
STADINGER
Euer Fräulein ist mit Respekt zu melden -
ADELHOF
Was?
STADINGER
Nicht recht gescheit!
ADELHOF
Meister Stadinger, bedenkt, was Ihr sprecht.
STADINGER
Herr Ritter, bedenkt Ihr, dass Ihr Euch in einem fröhlichen Kreise befindet, der ebensowenig wie ich von Euren Narrheiten etwas wissen will.
ADELHOF
Aber mein Fräulein sagte mir doch -
STADINGER
für sich
Hol dich und dein Fräulein der Teufel!
Man hört Irmentraut hinter der Szene »Hilfe« schreien
BRENNER
Welch ein Geschrei?
ALLE
durcheinander
Was ist geschehen?
FÜNFZEHNTER AUFTRITT
Die Vorigen. Irmentraut. Später der Graf und Marie
Nr. 10 - Finale
IRMENTRAUT
ausser sich
Zu Hilfe! Zu Hilfe!
STADINGER
Was muss ich sehn?
Du bist allein! Wo ist mein Kind?
IRMENTRAUT
Ach, eilt zu Hilfe ihm geschwind!
ALLE
Marie? Was geschah mit ihr?
IRMENTRAUT
Weit weggeführt ward sie von hier,
geraubt von einer grossen Schar.
ALLE
Wie? Geraubt! Entführt! Wie, ist das wahr?
STADINGER
dem man nachgerade die Wirkung des Weines anmerkt
Mir das! Mir das! Ha! Höll' und Teufel.
Das ist der Ritter ohne Zweifel!
Fort, fort, zur Stadt,
zum hohen Rat,
um mit den Waffen
mir Recht zu schaffen.
CHOR
Fort, fort, zur Stadt,
zum hohen Rat,
ihm mit den Waffen
Recht zu schaffen. -
Da ist sie!
ADELHOF
verschwindet unmerklich im Tumult
MARIE UND GRAF
treten auf
STADINGER
Marie in die Arme schliessend.
Mein Kind! Mein teures Kind!
plötzlich wieder wütend
Du ungeratne Dirne,
ich dachte gleich:
Das wird das Ende sein
von euren Liebelein!
MARIE
Was kann denn ich dafür?
BRENNER UND EINIGE MÄNNER
Geh, Alter, sei gescheit.
MARIE
auf den Grafen deutend
Seht meinen Retter hier;
sein Arm hat mich befreit.
STADINGER, BRENNER UND CHOR
Er allein? Ist das wahr?
MARIE
Trotzte kühn der Gefahr.
GRAF
Ja, preisen muss ich das Geschick,
das mich hierhergeführt.
Und sie zu retten, hätt mein Leben
tausendfach ich hingegeben.
STADINGER
Oho!
MARIE
O lieber Konrad!
STADINGER
Ruh'!
zur Gesellschaft
Was sagt denn ihr dazu?
Die Ritterschaft macht sich den Spass
und balgt bei hellem Sonnenschein
sich um mein sittsam Töchterlein!
Das ist 'ne schöne Wirtschaft, das!
Hammer und Amboss! Nun hab ich's satt!
Das gibt 'nen Mordsskandal in der Stadt.
zu Marie
Jetzt sperr ich dich ins Kloster ein!
Das muss dir aber nicht unange -
GEORG
ruft ihm zu
Aber Meister!
STADINGER
kann sich nicht bezwingen und schliesst mit dem Worte
- sein!
MARIE, IRMENTRAUT, GRAF, GEORG, BRENNER UND CHOR
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein.
STADINGER
Du erfüllest mein Verlangen,
schliessest dich ins Kloster ein,
so nur kann ich ohne Bangen,
ohne Furcht und Sorgen sein.
Doch halt! Das geht nicht an.
Ich hab ja einen andern Plan,
ich hab 'nen Mann für dich.
GEORG
für sich
O weh! Nun kommt die Reih' an mich.
STADINGER
auf Georg zeigend
Hier steht er, den ich meine.
MARIE
erschrocken
Georg!
ALLE
Wie, Georg?
MARIE
Den nehm in meinem Leben
ich nun und nimmermehr.
GEORG
Dies schmeichelt mir gar sehr.
STADINGER
zornig
Du willst nicht?
DIE ANDERN
ohne Marie
Aber Meister -
STADINGER.
Ich bring das Mädel um! Du willst nicht?
GEORG.
Ich will auch nicht.
STADINGER.
Schweig, Kerl, du bist zu dumm!
zu Marie
So willst du zu der Heirat
durchaus dich nicht verstehn?
MARIE.
Ach nein! Da will ich lieber
zehnmal ins Kloster gehn.
MARIE, IRMENTRAUT, BRENNER UND CHOR.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine tut mir leid,
dass die schöne Lustbarkeit
sich verwandelte in Streit.
GEORG.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine mich erfreut,
dass ich nach dem langen Streit
von der Heirat bin befreit.
GRAF
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenrote Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine mich erfreut,
dass sie voller Zärtlichkeit
mir aufs neu' ihr Herz geweiht.
STADINGER
Du erfüllest mein Verlangen,
schliessest dich ins Kloster ein,
so nur kann ich ohne Bangen,
ohne Furcht und Sorgen sein.
Nur das eine tut mir leid,
dass die schöne Lustbarkeit
sich verwandelte in Streit.
Während alle Stadinger zu besänftigen suchen, fällt der Vorhang