DRITTER AKT

Spielt im 1. Stock-Vestibul eines hocheleganten Hotels in Wien. Sowohl rechts wie links vorne führen Stiegenausschnitte zu dem höheren Stock-Werk, rechts und links rückwärts solche zu dem tieferen. Die ganze Rückwand ist eine Marmorbalustrade, in der Mitte breite Freitreppe, rechts und links von mächtigen Kandelabern flankiert. Die Freitreppe führt von der Bühne (also vom 1. Stock) ins Parterre zu einem Konzertsaal, der erleuchtet ist und aus dem leise Zigeunermusik hörbar ist. - Alle Beleuchtungskörper (Kandelaber, Luster, Stiegen und Tischlampen) von vornehmster Ausstattung, Klubmöbel, zierliche Tischchen, Teppiche aller Arten, kurz, jeder moderne Komfort. Die Personen die quer über die Freitreppe in der Mitte und über die Stiegenaussehnitte rechts und links rückwärts die Bühne betreten, sind zuerst nur mit dem Kopf, dann erst mit dem Oberkörper usw. sichtbar. Es ist nach Mitternacht - unmittelbar an die Vorgänge des zweiten Aktes anschliessend. Alles ist hell erleuchtet. Aus dem Konzertsaal im Parterre gedämpfte Klänge einer Zigeunerkapelle, hie und da Gläserklirren und lebhafte Ausrufe. Nach einer kleinen Pause kommen über die breite Freitreppe von unten nach oben - nach und nach sichtbar werdend - Sylva und Boni. Sie sind in derselben Toilette und derselben Verfassung wie im Finale des zweiten Aktes, nur hat Boni Überzieher an und Claque auf. Boni führt Sylva zu einem Etablissement rechts, wo sie sich in einen Klubfauteuil fallen lässt. Boni sinkt ihr gegenüber in einen anderen Fauteuil. Kleine Pause.


▼ERSTE SZENE▲

▼SYLVA▲
seufzt

▼BONI▲
ebenso, nur lauter, dann zündet er sich eine Zigarette an, macht in paar Züge; mit einem missbilligenden Blick auf Sylva.
Is dir jetzt leichter?

▼SYLVA▲
Ja! Tausend-, tausendmal leichter.

▼BONI▲
Also ich will dir keinen Vorwurf nicht machen, aber du hast dich benommen wie Titelrolle in “Wildente“.

▼SYLVA▲
Die Achsel zuckend
Olala! Ich bin, schon so gebaut!

▼BONI▲
Ja, olala!
Wütend
Aber ich bin nicht so gebaut!
Springt auf, läuft aufgeregt auf und ab:
Komm ich da unschuldig in Sauce hinein wie Lämmerchen. Was wird sich Gesellschaft von mir denken?

▼SYLVA▲
ruhig:
Was sie will - das ist mir Wurst!

▼BONI▲
So? - Du hast manchmal Ausdrücke! Wurst! So was nimm ich nicht einmal in Mund hinein.

▼SYLVA▲
stützt sich auf beide Ellbogen, sieht ihm ruhig ins Gesicht.
Sag’ willst du mit mir streiten?

▼BONI▲
gleich besänftigt, tritt zu ihr, sagt:
Nein, Sylvikam, aber schau’ bin ich dein Frajnd? Wozu war notwendig ganzer Skandal. Was hätt’ er denn noch machen sollen, der Edwin? Mehr wie dich heiraten wollen, kann er doch nicht!

▼SYLVA▲
Mich hat er nicht heiraten wollen! Die Gräfin Kancsianu, die ja - aber die Sylva Varescu - die nicht!

▼BONI▲
Aber geh’ - das ist doch ein- und dasselbige
sich vergessend:
Das ist doch ganz Wurst!
Da Sylva sich bei diesem Wort zu ihm wendet, sich verlegen verbessernd:
Will ich sagen Salami!

▼SYLVA▲
bebend:
Er hat sich meiner geschämt!

▼BONI▲
Was fällt dir ein? Wann einer sich schämt, wird er doch rot - und er war immer ganz blass.

▼SYLVA▲
Du guter Kerl, du willst ihn verteidigen.
Beginnt leise zu weinen.

▼BONI▲
Geh’, Mutzikam, wein nicht!
Schneuzt sich.
Weisst, kann ich Frau’nzimmer nicht weinen seh’n.
Wirft sich in einen Fauteuil links, auf der anderen Seite der Bühne:
Na also, da hast es!
Weint und schneuzt sich komisch.


▼ZWEITE SZENE▲

▼FERI▲
Zigarette im Mundwinkel, Zylinder schief auf dem Kopf, Überzieher mit aufgestelltem Kragen, die Hände in den Überziehertaschen, in der Rechten den Stock, dessen Griff in der Tasche steckt, kommt pfeifend von unten über die Freitreppe, will nach links über die Stiege, erblickt Boni, dann Sylva, bleibt stehen, schaut von einem zum andern, fängt vor Freude zu lachen an:
Ja, schlaf’ ich oder träum’ ich! Boni! Sylva! Jaj mamam!

BONI und SYLVA
blicken auf, ihr Weinen geht in Lachen über, sie springen auf:
Feri bacsi! Feri bacsi!

▼FERI▲
macht Luftsprünge, Boni und Sylva drehen ihn übermütig vor Freude im Kreis herum, fällt Sylva um den Hals:
Sylva, Einziges, gut schaust aus!
Umarmt Boni:
Bonikam, Liebliches, elend schaust aus! Was für Teifel hat den Eich dahergeschneit?

▼BONI▲
Was machst denn du da ?

▼FERI▲
mit Würde:
Ich bin hier - in Dienst!

▼SYLVA▲
In was ?

▼FERI▲
In Dienst! Als Beschützer von weiblicher Tugend. Sollt Ihr gleich seh’n!
Eilt über die Treppe hinunter. Boni und Sylva treten neugierig zur Balustrade. Feris Stimme von unten:
Juliska, Aranka, Madels, kommt’s herauf - schaut’s, wer da ist!

▼DRITTE SZENE▲

▼DIE MÄDCHEN▲
stürmen die Treppe herauf
Wer denn? Wer denn?
Erblicken Sylva, sind ganz ausser sich vor Freude
Sylva! Sylva!
Umarmen und küssen sie.

▼SYLVA▲
Nein! So was! So eine Überraschung!

▼DIE MÄDCHEN▲
erblicken Boni, stürzen auf ihn zu, umarmen ihn, rufen:
Boni! Boni!

▼JULISKA▲
zu Boni:
Hast mir was mitgebracht?
eine Tüte hervorziehend:
Ja, Kugler Bonbons mit Seegras gefüllt.

▼FERI▲
erklärend:
Sind alle in Apollo engagiert - treten morgen auf.

▼SYLVA▲
lachend:
Was machst denn du dabei?

▼FERI▲
Ich bin mitgefahren - väterlich! Weil alle sind in mich verliebt! -
Jaj, Sylva, wird das Aufsehen machen in Budapest, dass du wieder da bist! Haus wird brechen, wenn du wieder auftrittst.

▼SYLVA▲
Ich trete nicht mehr auf.

▼FERI▲
Was?

▼DIE MÄDCHEN▲
Warum denn nicht?

▼SYLVA▲
Ich heirate!

▼ALLE▲
Ah!

▼FERI▲
Ja, wen denn?

▼BONI▲
rasch:
Den Edwin!

▼DIE MÄDCHEN▲
in die Hände klatschend
Also doch! Wir gratulieren!

▼SYLVA▲
unterbrechend:
Ist ja nicht wahr. Es ist ein anderer.

▼ALLE▲
Wer? Wer?

▼SYLVA▲
auf Boni deutend:
Er!

▼ALLE▲
brechen in grosses Gelächter aus

▼FERI▲
Also wenn du den nimmt - das wär’ grösste Dummheit von deinem Leben.

▼BONI▲
So ist es.

▼FERI▲
Der passt zu dir wie ein Elephant zu ein Klavier.

▼BONI▲
Sehr richtig! Eljen!

▼FERI▲
Was brauchst du überhaupt heiraten? Komm zurück zum Theater!

▼SYLVA▲
Nein - nie mehr!

▼FERI▲
Geht’s hinunter, Mädels, alle, lasst’s mich allein mit ihr - werd’ ich einmal zeigen, was alter Feri kann!
Mädchen lachend mit Boni über die Mittelstiege ab

▼FERI▲
nimmt Sylva bei der Hand:
Komm, Sylva. Schau mir in Aug’ hinein. Tut dir weh um Edwin, was?

▼SYLVA▲
schweigt.

▼FERI▲
Kann dich ja versteh’n. Hab’ so was selber durchgemacht. Aber deswegen ganze Zukunft wegschmeissen - das darfst du nicht!
Warm, zart:
Wenn L i e b e hat dein Herz gekränkt, Kunst wird wieder alles schenken - Vergessenheit. Komm zurück zum Theater. dort ist Heimat deiniges! Wann du dort oben stehst auf Brettel zufliegen alle Herzen – besonders die männlichen - dann wird vor dir versinken Welt andre und du wirst wieder sein was du warst:
Singvogel kleiner, goldiger, mit Glück in Schnabel, mit Glück in Herzen! Dann wirst du wieder Sylva sein - unsere Sylva!

▼SYLVA▲
gerührt:
Feri bacsi!

▼FERI▲
Komm zurück!
Öffnet die Arme:
Willst du? - Ja - willst! Seh’ ich dir am Nasenspitzel an!

▼SYLVA▲
sich an ihn lehnend, bewegt:
Ich - kann nicht!

▼FERI▲
Kannst!
Läuft zur Treppe, ruft hinunter:
Boni, komm mit die Zigeuner!

Boni und Zigeuner kommen. Die Zigeuner im Gegensatz zum 1. Akt, wo sie im Frack waren, jetzt in roten, goldverschnürten Uniformen.

▼FERI▲
Her, Zigeuner! Spielt’s ein Stückel feuriges - was ihr geht in Blut hinein!
Pickt dem Primas eine Banknote auf die Stirn; auf Sylva deutend:
Sie braucht noch ein Ruckerl, ein letztes!

Nr. 14: Terzett

▼FERI▲
Nimm, Zigeuner, Deine Geige,
Lass seh’n, was du kannst!
Schwarzer Teufel, spiel’ und zeige,
Wie dein Bogen tanzt!
Spiel’ ein Lied, das weint und lacht,
Spiele, bis der Bogen kracht,
Spiele, bis heranbricht das Morgenrot,
Spiele, Betyar, schlage mir die Sorgen tot !
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf’ mir die Welt!
Jaj mamam, was liegt mir am lumpigen Geld!
Weisst du, wie lange noch der Globus sich dreht,
Ob es morgen nicht schon zu spät!

▼ALLE▲
Jaj mamam usw.

▼SYLVA▲
Spiel’, Zigeuner, mir was Feines,
Etwas fürs Gmüt!
Alles spiel’ mir, nur nicht eines -
Nur kein Liebeslied!
Spiele auf dem Kontrabass
So zum Spass mir irgendwas!
Spiel’ mir ‘einen Feuercsardas - spiel mir ihn!
Bring’ das dumme Herz zum Schweigen mir da drin!
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf mir die Welt!
usw.

▼ALLE▲
Jaj mamam usw.

▼BONI▲
Ganzes Dasein ist ein Schmarren!
Freunderl, sei gescheit!
Heute über fünfzig Jahren
Leben andre Leut’ !
Dieses ganze Jammertal
Ist für mich ein Nachtlokal.
Überhaupt fahr’ ich in Himmel vorderhand
Und verkaufe, wenn gefällig, mein Gewand.

▼ALLE▲
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf’ mir die Welt! usw.
Alles ab.


▼VIERTE SZENE▲

Edwin über die Wendeltreppe rechts, gefolgt von einem Hotelgroom.

▼GROOM▲
Bitte hier zu warten. Werde den Herrn Grafen verständigen.
Ab.

▼EDWIN▲
Geht ungeduldig auf und ab, zündet sich nervös einige Zigaretten hintereinander an, wirft sie wieder weg.

▼BONI▲
über die Freitreppe:
Servus, Edwin! Hab’ gewusst, du wirst nicht schlafen können.

▼EDWIN▲
Wo ist Sylva ?

▼BONI▲
Sylva?
Sieht ihn einen Augenblick zögernd an, dann:
Sylva is in Konzert.

▼EDWIN▲
sprachlos:
In was?

▼BONI▲
In Konzert - mit Feri bacsi!

▼EDWIN▲
Mit Feri?

▼BONI▲
Ja, da- schaust - nicht wahr? Wohnt zufällig auch da im Hotel der Feri bacsi!

▼EDWIN▲
Sie kann in ein Konzert geh’n, während ich … Wo ist dieses Konzert?

▼BONI▲
ausweichend:
Im Konzertsaal! Muss gleich aus sein.

▼EDWIN▲
Ich werde warten.
Geht erregt auf und ab.

▼BONI▲
Ist zum Tisch links gegangen, lehnt sich an einen Stuhl:
Einen Schlaf hab’ ich , dass ich umfallen könnt’ !

▼EDWIN▲
auf- und ablaufend:
Sie kann in ein Konzert geh’n! O diese
Weiber! Diese Weiber!

Während der folgenden Szene schläft Boni stehend langsam ein.

▼EDWIN▲
nach einer kleinen Pause, sich erregt zu Boni wendend:
Über dein heutiges Vorgehen sprechen wir noch! Das geht ich dir nicht so durch! Ein Jugendfreund, dem ich so blind vertraut habe! Ein Mensch, auf dessen Treue ich Häuser gebaut hätt’! Wie oft hast du mir sagt, du wirst mir jedes Opfer bringen!? Du wirst für mich durchs Feuer geh’n, du wirst für mich wachen- und jetzt! Hahaha! - Du hast Sylva die Verlobung verraten, du hast mich in diese Situation gebracht! - Du kommst in unser Haus und spielst mir eine lächerliche Posse vor - du musst mich rein für einen Idioten halten!

▼BONI▲
lässt im Schlaf den Kopf auf die Brust sinken.

▼EDWIN▲
wütend:
Du nickst? Das verbitt’ ich mir! Ich kann auch anders mit Dir reden!

▼BONI▲
schnarcht.

▼EDWIN▲
wie oben:
Du lachst? Jetzt hab’ ich’s satt!
Geht auf Boni zu, rüttelt ihn bei der Schulter:
Was glaubst du denn eigentlich ?

▼BONI▲
erwachend:
Wo bin ich?
Ganz erstaunt:
Du hier?
Da ihn Edwin anfasst:
Mörder! Hilfe!

▼EDWIN▲
Keine Ausflüchte! Klipp und klar:
Warum hast du Sylva für deine Frau ausgegeben?

▼BONI▲
verschlafen:
Hab’ ich gar nicht!

▼EDWIN▲
Was ?

▼BONI▲
wie oben:
Sie hat mich für ihren Mann ausgegeben. Das is Unterschied, bitte.

▼EDWIN▲
Ich habe nur Geduld mit deiner grenzlosen Dummheit, sonst …

▼BONI▲
plötzlich, ganz munter:
Was Dummheit? Bitte, modernisier’ dich! Ja? Erst verlobst dich und heiratest nach allen Seiten und Richtungen und dann tunkst du mich in deine Suppen hinein!
Schüttelt ihn
Wie komm ich dazu?

▼EDWIN▲
Boni!

▼BONI▲
Jetzt will Sylva mich zum Mann haben!
Schüttelt ihn.
Wie komm ich dazu, deine Frau zu heiraten - während ich
in deine Braut verliebt bin?
schüttelt ihn
Wie komme ich dazu, eine Frau zu heiraten, die einen Mann hat, der verlobt ist mit einer Braut, die ich zu meiner Frau machen’ will?
schüttelt ihn.
Wie komme ich dazu eine Braut zu meiner Frau machen zu wollen, die einen Bräutigam hat, der eine Frau hat, dich mich zu Ihrem Mann haben will?
schüttelt ihn.

▼EDWIN▲
Lass mich los! Was erlaubst du dir?

▼BONI▲
Gleich für gleich bitte! Ich muss auch einmal mein Herz ausschütten!

▼GROOM▲
mit einer Visitkarte auf Boni zutretend:
Dieser Herr wünscht den Herrn Grafen zu sprechen.

▼BONI▲
sieht auf die Karte:
Der Teufel!

▼EDWIN▲
Wer ?

▼BONI▲
Der Teufel - soll’s holen! Schau, wer da is!
Zeigt ihm die Karte.

▼EDWIN▲
rasch:
Mein Papa! Ich will ihn nicht seh’n!

▼BONI▲
Geh’ nur da hinein,
zeigt Tür links
ich hol’ dich schon später.

Edwin links ab.


▼FÜNFTE SZENE▲

▼FÜRST▲
sehr aufgeregt:
War Edwin da?

▼BONI▲
Ja!

▼FÜRST▲
Wo ist er? Wo?

▼BONI▲
verlegen:
In - im Kaffeehaus.

▼FÜRST▲
Ist er heil? Ist nichts passiert?

▼BONI▲
Nix.

▼FÜRST▲
Gottseidank!
Stürzt zum Tischtelefon:
14212! Ja, bitte!
Horcht, wendet sich mit der Muschel am Ohr zu Boni:
Was hat er denn gesagt ?

▼BONI▲
Nix. Geschimpft hat er wie Nachtigall.

▼FÜRST▲
der Anschluss gefunden hat, spricht in den Apparat:
Anhilte, du? Hier Leopold Marie. Gottseidank, er ist da! Nein nein, nichts passiert! Ich bring’ ihn schon nach Haus!
Läutet ab.

▼BONI▲
hat sich die Telefonnummer auf die Manchette notiert.
14121. Gut zu wissen.

▼FÜRST▲
Ohne deine alberne Komödie hätte die Verlobung stattgefunden. Jetzt ist das arme Mädel, die Stasi, kompromittiert.

▼BONI▲
O nein, bitte. Verlobung wird heute noch stattfinden.

▼FÜRST▲
barsch:
Was heisst das?

▼BONI▲
feierlich:
Das heisst -
In anderem Ton:
Bitte nur ein Augenblick.
Zieht sich seine weissen Handschuhe an, dann feierlich:
Ich habe die Ehre, Durchlaucht um die Hand von Fräulein Stasi zu bitten.

▼FÜRST▲
Du bist ja verrückt! Das Mädel liebt ja den Edwin. Nie würde sie einwilligen!

▼BONI▲
Werden wir ja gleich sehen.
Geht zum Telefon, sieht auf die Manschette, läutet:
14212, bitte!

▼FÜRST▲
Was treibst du?

▼BONI▲
Hallo! Hier Graf Kancsianu ! Bitte Komtesse Stasi zum Telefon!
Zum Fürsten:
Scheint Gesellschaftstelefon.

▼FÜRST▲
Wieso?

▼BONI▲
Weil ich soviel Stimmen höre.
Hineinsprechend
 - Hallo!
Sehr freundlich:
Komtesse -
verbeugt sich mehrmals
Küss, die Handerln, küss’ die Handerln, bitte.
Horcht.
Sind bös’, bitte? Bin unschuldig wie Amen im Gebet.
Horcht.
Ja, ja. Bin mit Durchlaucht da mit alter, bitte.
Horcht.
Ja, Ja... Nur noch eine Kleinigkeit, bitte. Aber bitte sehr, nicht umfallen! Hab’ ich nämlich erlaubt bei Durchlaucht um Hand von Gnädige anzuhalten.
Horcht.
Sie lachen, bitte! - Bitte, sagen Sie gutes Wort - handelt es sich um mein ganzes Lebensglück.
Horcht
Wie bitte?
Horcht mit steigender Freude.
Ja! Ja? Ja! Dafür muss ich Ihnen Bussel geben!
Küsst ins Telefon hinein.
Ich bin glücklichster Mensch von ganzer Welt!
Drückt die Muschel an sein Herz.
Ja! Pah! Schluss!
Läutet ab.
Sehen Sie, das is einmal richtige Verbindung Schwiegerdurchlaucht, alter, kannst mir gratulieren !
Klopft ihm auf die Schulter.
Du darfst mir “du” sagen, Onkel!


▼SECHSTE SZENE▲

▼FERI▲
zu Boni
Du Boni, Sylva lässt dir sagen, du sollst packen kommen.

▼BONI▲
Ich packe nicht, ich reise nicht.
zum Fürsten:
Das ist Missverständnis. Keine Sylva, kein Weib auf ganzer Welt hat ein Recht auf mir.

▼JULISKA▲
auf der Treppe:
Boni! Geliebter! Komm doch!

▼BONI▲
winkt ihr lebhaft ab, verlegen, zum Fürsten:
Das zählt nicht, bitte.

▼GROOM▲
a tempo:
Herr Graf, zwei Damen lassen bitten. Sie warten im Vestibül.

▼BONI▲
Gleich zwei!
zum Fürsten:
Die kenn’ ich gar nicht!
Beiseite:
Wie wenn sie’s zu Fleiss täten!
zum Fürsten:
Entschuldigen, Durchlaucht, auf einen Augenblick!
zum Groom:
Ich komm’ schon, ich komm’ schon.

Ab mit Groom.

▼SIEBTE SZENE▲

▼FERI▲
Verzeihung - hab’ ich die Ehre mit altem Edwin?
Sich vorstellend:
Ferencz Ritter Kerekes von Ferlsö-Mezötur und Also-Kirishaza, in Pest genannt der Feri bacsi.

▼FÜRST▲
Sehr angenehm. Leopold Maria Fürst von Lippert-Weylersheim.
Verbeugung.

▼FERI▲
Verzeihung, wenn ich mich da bissel misch’ in die Familie hinein - aber Edwin is lieber junger Freund von mir, und weiss ich von alles.

▼FÜRST▲
Um so besser. - So werden Sie auch einseh’n -

▼FERI▲
Entschuldigen schon, kerem, aber seh’ ich gar nicht ein. Wann einmal Bursch Madel gern hat, dann muss Vater
nachgeben.

▼FÜRST▲
Aber man kann doch schliesslich nicht von mir verlangen, dass ich eine Chansonette zur Schwiegertochter nehme!

▼FERI▲
Warum nicht, bitte? Ich selbst, bitte, bin doch auch Edelmann und hätt’ mir alle Finger abgeschleckt, wenn ich bekommen hätt’ die Kupfer Hilda von Orpheum in Miskolcz, wie sie Witwe
war, is mir wieder der Graf Zentler Geza zuvorgekommen.

▼FÜRST▲
entgeistert:
Was sagen Sie da? Die Witwe des Grafen Zentler? Irren Sie sich auch nicht?

▼FERI▲
Aber nein!
Zieht sein Portefeuille:
Das is sie! Trag’ ich noch Bild von ihr - in alle Ehren.
Zeigt das Bild dem Fürsten, der es in die Hand nimmt.

▼FÜRST▲
wankt, beiseite:
Meine Frau! Eine Chansonette!!

▼FERI▲
Was ist Ihnen? Kennen Sie sie ?

▼FÜRST▲
Nein, nein - mir ist nur auf einmal so -
würgend:
Ein bisschen Luft -


▼ACHTE SZENE▲

▼FÜRSTIN▲
aufgeregt:
Wo ist mein Sohn, wo ist Edwin?

▼FÜRST▲
aufspringend:
Gut, dass du da bist, Ich habe mit dir zu sprechen.

▼FÜRSTIN▲
erblickt Feri, beiseite
O mein Gott, Feri!

▼FERI▲
beiseite:
Hilda?
zum Fürsten:
Frau Gemahlin, nicht wahr? Erlaube mich vorzustellen:
Ferencz Ritter Kerekes von Ferlsö-Mezötur und Also-Kirishaza. Ich schätze mich glücklich die Bekanntschaft von Euer Hochgeburt zu machen!
Im Abgehen mit enttäuschtem Blick auf die Fürstin:
Jaj mamam!
Ab.

▼FÜRST▲
Gottseidank, er hat sie nicht erkannt!


▼NEUNTE SZENE▲

▼FÜRSTIN▲
Stasi wartet unten mit dem Grafen. - Was machst du für ein Gesicht? Was gibt es denn?

▼FÜRST▲
Was es gibt?
Sich zu ihr neigend, mit finsterem Gesicht:
Ich sage nichts als: Orpheum in Miskolcz!

▼FÜRSTIN▲
erschrocken:
O mein Gott!

▼FÜRST▲
Also wahr? Ich habe die Primadonna von Miskolcz geheiratet! Jetzt verstehe ich Edwin, der Bursch kann ja gar nicht anders! Er ist erblich belastet!

▼FÜRSTIN▲
Leopold Maria!

▼FÜRST▲
Ich gebe jeden Widerstand auf. Zwei Chansonetten in der Familie, mein Stammbaum zerfällt in lauter Brettl!

▼FÜRSTIN▲
Leopold Maria!

▼FÜRST▲
gebieterisch:
Miskolcz! !

Beide ab. Die Fürstin voraus mit gesenktem Kopf, Fürst mit ausgestrecktem Arm auf die Tür zeigend hinter ihr.

▼ZEHNTE SZENE▲

▼STASI▲
Das ist eine Nacht! An die werd’ ich denken!

▼BONI▲
selig:
Ich auch. Es ist die glücklichste meines Lebens!
Sie verliebt anblickend
Vorläufig!

▼STASI▲
lachend:
Sind Sie aber komisch!

▼BONI▲
Damit is aus, bitte. Jetzt kommt Ernst des Lebens.

▼STASI▲
Nein, bleiben Sie nur wie Sie sind!

▼BONI▲
In Allem?

▼STASI▲
In Allem!

▼BONI▲
Dann erlauben schon!
Küsst die ganz Überraschte plötzlich.

▼STASI▲
Was ist denn das?

▼BONI▲
Haben Sie gesagt, ich soll bleiben wie ich bin. Und ich bin so. Wenn ich verliebt bin, muss ich busseln.
Küsst Sie wieder.

▼STASI▲
sich schwach wehrend:
Aufhören!

▼BONI▲
Aber fang’ ich ja erst an! Stasi, Stasikam, Braut süsse, liebe einzige, sag’ mir: Wann machen wir Hochzeit?

▼STASI▲
Nicht eher, bis Sylva und Edwin vereint sind, das ist meine Bedingung.

▼BONI▲
Bitte, das überlassen Sie mir! Im Vereinen von Liebenden bin ich Fachmann. Noch heute Nacht bringe ich die Sache in Ordnung.

▼STASI▲
Wie werden Sie das anfangen?

▼BONI▲
Das ist mein Geheimnis. Bitte, betrachten Sie sich schon als mit mir verheiratet.
Küsst sie.

▼STASI▲
Aber Boni!
Wehrt sich.

▼BONI▲
Comtesse, ich liebe sie.

▼STASI▲
Und wenn ich sie nicht so lieben sollte …

▼BONI▲
Es macht nichts. Meine Liebe ist genug für beide.

Nr. 15: Reminiszenz

▼BONI▲
Mädel guck:
Ich hab’ noch nicht genug!
Es ist noch - lang nicht Schluss
Gib mir schnell - noch ‘nen Kuss
Mädel schau:
Bald sind wir - Mann und Frau -
Und da nimmt man’ s nicht so genau.

▼STASI▲
Nicht so stürmisch, nur hübsch parlando!
Glaub’, dass Dir das schon passen möcht’ -
Kommst Du einmal erst, Freundchen, unter mein Kommando,
Burscherl, dann geht’s Dir schlecht!

▼BEIDE▲
Das ist die Liebe.
Die dumme Liebe!
Die macht das Männchen (Weibchen) wie den Auerhahn so blind!
Erst in der Ehe,
So in der Nähe,
Da merkt man, dass die Männchen Schwindler- (Weibchen Drachen)
sind!

Beide ab.


▼ELFTE SZENE.▲
Nach der Reminiszenz

▼BONI▲
eilig:
Sylva kommt! Jetzt mach’ ich meinen Schwindel vor.
Setzt sich zum Telefon, ohne zu klingeln
Hallo? Bist du’s Edwin? Hier Boni! Warum zitterst du so mit Stimme? Du siehst ja ganz blass aus!

▼SYLVA▲
ist schon einen Moment früher erschienen, hinter ihr der Groom
Ja, ja, zum nächsten Zug!
Groom verbeugt sich, ab. Sylva bleibt stehen und hört Boni zu, der sich stellt, als ob er sie nicht bemerkt hätte.

▼BONI▲
Edwin, was sagst du? Ich bitte dich, mach’ keine Dummheiten! Es kann ja noch alles gut werden.
Was sagst du? Kannst ohne Sylva nicht leben?
Aufschreiend
Bitte, gib Revolver weg!

▼SYLVA▲
wankend, sich am Stuhl haltend:
O mein Gott!

▼BONI▲
fortfahrend
Ich bitte dich, ich beschwöre dich, gib Revolver weg! In so jungen Jahren - bist ja noch Knospe! Kannst ja noch spriessen!
Aufschreiend, sich die Haare verwirrend
Ha! Wart’ doch noch! Noch nicht! Schiess nicht!

▼SYLVA▲
die in steigender Erregung zugehört hat, stürzt auf Boni zu:
Lass mich mit ihm sprechen!
Will ihm das Hörrohr aus der Hand reissen.

▼BONI▲
es krampfhaft festhaltend:
Weg da!
Stösst sie zurück
Ein Menschenleben steht auf dem Spiel!

▼EDWIN▲
Erscheint im Hintergrund, von beiden unbemerkt, hört erstaunt zu.

▼BONI▲
telefoniert weiter
Edwin, bin ich dein Freind?
Aufschreiend
Er zielt auf mich! Edwin, Sylva ist da, sie lasst dir sagen -
Zu Sylva in natürlichstem Ton:
Was lasst du ihm sagen?

▼SYLVA▲
mit ehrlichster Empfindung:
Dass ich ihn liebe, dass ich seinetwegen gekommen bin. Dass ich ohne ihn nicht leben kann.
Sie wankt.

▼EDWIN▲
stürzt auf sie zu, hält sie, Sylva stösst einen Schrei aus.

Edwin fällt ihr zu Füssen, bedeckt ihre Hände mit Küssen.

▼BONI▲
hat davon gar nichtsbemerkt, telefoniert weiter:
Sie lässt dir sagen, dass ich dich liebe, dass sie meinetwegen gekommen ist, dass du ohne mich nicht leben kannst!
Schiess nicht! Was soll ich ihr sagen? Was ist dein letztes Wort?
Horcht

▼EDWIN▲
Dass ich sie liebe, dass ich ohne sie nicht leben kann.

▼BONI▲
Danke, Schluss.
Dreht sich um, beim Anblick Edwins schreit er auf
Der selige Edwin!


▼ZWÖLFTE SZENE▲

▼STASI▲
Nun?

▼BONI▲
stolz:
Mein Werk!
Zeigt auf Sylva und Edwin
Wann machen wir Hochzeit?

▼STASI▲
Wann du willst!
Umarmung.

Schlussgesang

▼ALLE VIER▲
Tausend kleine Englein singen…. usw.

V o r h a n g
DRITTER AKT

Spielt im 1. Stock-Vestibul eines hocheleganten Hotels in Wien. Sowohl rechts wie links vorne führen Stiegenausschnitte zu dem höheren Stock-Werk, rechts und links rückwärts solche zu dem tieferen. Die ganze Rückwand ist eine Marmorbalustrade, in der Mitte breite Freitreppe, rechts und links von mächtigen Kandelabern flankiert. Die Freitreppe führt von der Bühne (also vom 1. Stock) ins Parterre zu einem Konzertsaal, der erleuchtet ist und aus dem leise Zigeunermusik hörbar ist. - Alle Beleuchtungskörper (Kandelaber, Luster, Stiegen und Tischlampen) von vornehmster Ausstattung, Klubmöbel, zierliche Tischchen, Teppiche aller Arten, kurz, jeder moderne Komfort. Die Personen die quer über die Freitreppe in der Mitte und über die Stiegenaussehnitte rechts und links rückwärts die Bühne betreten, sind zuerst nur mit dem Kopf, dann erst mit dem Oberkörper usw. sichtbar. Es ist nach Mitternacht - unmittelbar an die Vorgänge des zweiten Aktes anschliessend. Alles ist hell erleuchtet. Aus dem Konzertsaal im Parterre gedämpfte Klänge einer Zigeunerkapelle, hie und da Gläserklirren und lebhafte Ausrufe. Nach einer kleinen Pause kommen über die breite Freitreppe von unten nach oben - nach und nach sichtbar werdend - Sylva und Boni. Sie sind in derselben Toilette und derselben Verfassung wie im Finale des zweiten Aktes, nur hat Boni Überzieher an und Claque auf. Boni führt Sylva zu einem Etablissement rechts, wo sie sich in einen Klubfauteuil fallen lässt. Boni sinkt ihr gegenüber in einen anderen Fauteuil. Kleine Pause.


ERSTE SZENE

SYLVA
seufzt

BONI
ebenso, nur lauter, dann zündet er sich eine Zigarette an, macht in paar Züge; mit einem missbilligenden Blick auf Sylva.
Is dir jetzt leichter?

SYLVA
Ja! Tausend-, tausendmal leichter.

BONI
Also ich will dir keinen Vorwurf nicht machen, aber du hast dich benommen wie Titelrolle in “Wildente“.

SYLVA
Die Achsel zuckend
Olala! Ich bin, schon so gebaut!

BONI
Ja, olala!
Wütend
Aber ich bin nicht so gebaut!
Springt auf, läuft aufgeregt auf und ab:
Komm ich da unschuldig in Sauce hinein wie Lämmerchen. Was wird sich Gesellschaft von mir denken?

SYLVA
ruhig:
Was sie will - das ist mir Wurst!

BONI
So? - Du hast manchmal Ausdrücke! Wurst! So was nimm ich nicht einmal in Mund hinein.

SYLVA
stützt sich auf beide Ellbogen, sieht ihm ruhig ins Gesicht.
Sag’ willst du mit mir streiten?

BONI
gleich besänftigt, tritt zu ihr, sagt:
Nein, Sylvikam, aber schau’ bin ich dein Frajnd? Wozu war notwendig ganzer Skandal. Was hätt’ er denn noch machen sollen, der Edwin? Mehr wie dich heiraten wollen, kann er doch nicht!

SYLVA
Mich hat er nicht heiraten wollen! Die Gräfin Kancsianu, die ja - aber die Sylva Varescu - die nicht!

BONI
Aber geh’ - das ist doch ein- und dasselbige
sich vergessend:
Das ist doch ganz Wurst!
Da Sylva sich bei diesem Wort zu ihm wendet, sich verlegen verbessernd:
Will ich sagen Salami!

SYLVA
bebend:
Er hat sich meiner geschämt!

BONI
Was fällt dir ein? Wann einer sich schämt, wird er doch rot - und er war immer ganz blass.

SYLVA
Du guter Kerl, du willst ihn verteidigen.
Beginnt leise zu weinen.

BONI
Geh’, Mutzikam, wein nicht!
Schneuzt sich.
Weisst, kann ich Frau’nzimmer nicht weinen seh’n.
Wirft sich in einen Fauteuil links, auf der anderen Seite der Bühne:
Na also, da hast es!
Weint und schneuzt sich komisch.


ZWEITE SZENE

FERI
Zigarette im Mundwinkel, Zylinder schief auf dem Kopf, Überzieher mit aufgestelltem Kragen, die Hände in den Überziehertaschen, in der Rechten den Stock, dessen Griff in der Tasche steckt, kommt pfeifend von unten über die Freitreppe, will nach links über die Stiege, erblickt Boni, dann Sylva, bleibt stehen, schaut von einem zum andern, fängt vor Freude zu lachen an:
Ja, schlaf’ ich oder träum’ ich! Boni! Sylva! Jaj mamam!

BONI und SYLVA
blicken auf, ihr Weinen geht in Lachen über, sie springen auf:
Feri bacsi! Feri bacsi!

FERI
macht Luftsprünge, Boni und Sylva drehen ihn übermütig vor Freude im Kreis herum, fällt Sylva um den Hals:
Sylva, Einziges, gut schaust aus!
Umarmt Boni:
Bonikam, Liebliches, elend schaust aus! Was für Teifel hat den Eich dahergeschneit?

BONI
Was machst denn du da ?

FERI
mit Würde:
Ich bin hier - in Dienst!

SYLVA
In was ?

FERI
In Dienst! Als Beschützer von weiblicher Tugend. Sollt Ihr gleich seh’n!
Eilt über die Treppe hinunter. Boni und Sylva treten neugierig zur Balustrade. Feris Stimme von unten:
Juliska, Aranka, Madels, kommt’s herauf - schaut’s, wer da ist!

DRITTE SZENE

DIE MÄDCHEN
stürmen die Treppe herauf
Wer denn? Wer denn?
Erblicken Sylva, sind ganz ausser sich vor Freude
Sylva! Sylva!
Umarmen und küssen sie.

SYLVA
Nein! So was! So eine Überraschung!

DIE MÄDCHEN
erblicken Boni, stürzen auf ihn zu, umarmen ihn, rufen:
Boni! Boni!

JULISKA
zu Boni:
Hast mir was mitgebracht?
eine Tüte hervorziehend:
Ja, Kugler Bonbons mit Seegras gefüllt.

FERI
erklärend:
Sind alle in Apollo engagiert - treten morgen auf.

SYLVA
lachend:
Was machst denn du dabei?

FERI
Ich bin mitgefahren - väterlich! Weil alle sind in mich verliebt! -
Jaj, Sylva, wird das Aufsehen machen in Budapest, dass du wieder da bist! Haus wird brechen, wenn du wieder auftrittst.

SYLVA
Ich trete nicht mehr auf.

FERI
Was?

DIE MÄDCHEN
Warum denn nicht?

SYLVA
Ich heirate!

ALLE
Ah!

FERI
Ja, wen denn?

BONI
rasch:
Den Edwin!

DIE MÄDCHEN
in die Hände klatschend
Also doch! Wir gratulieren!

SYLVA
unterbrechend:
Ist ja nicht wahr. Es ist ein anderer.

ALLE
Wer? Wer?

SYLVA
auf Boni deutend:
Er!

ALLE
brechen in grosses Gelächter aus

FERI
Also wenn du den nimmt - das wär’ grösste Dummheit von deinem Leben.

BONI
So ist es.

FERI
Der passt zu dir wie ein Elephant zu ein Klavier.

BONI
Sehr richtig! Eljen!

FERI
Was brauchst du überhaupt heiraten? Komm zurück zum Theater!

SYLVA
Nein - nie mehr!

FERI
Geht’s hinunter, Mädels, alle, lasst’s mich allein mit ihr - werd’ ich einmal zeigen, was alter Feri kann!
Mädchen lachend mit Boni über die Mittelstiege ab

FERI
nimmt Sylva bei der Hand:
Komm, Sylva. Schau mir in Aug’ hinein. Tut dir weh um Edwin, was?

SYLVA
schweigt.

FERI
Kann dich ja versteh’n. Hab’ so was selber durchgemacht. Aber deswegen ganze Zukunft wegschmeissen - das darfst du nicht!
Warm, zart:
Wenn L i e b e hat dein Herz gekränkt, Kunst wird wieder alles schenken - Vergessenheit. Komm zurück zum Theater. dort ist Heimat deiniges! Wann du dort oben stehst auf Brettel zufliegen alle Herzen – besonders die männlichen - dann wird vor dir versinken Welt andre und du wirst wieder sein was du warst:
Singvogel kleiner, goldiger, mit Glück in Schnabel, mit Glück in Herzen! Dann wirst du wieder Sylva sein - unsere Sylva!

SYLVA
gerührt:
Feri bacsi!

FERI
Komm zurück!
Öffnet die Arme:
Willst du? - Ja - willst! Seh’ ich dir am Nasenspitzel an!

SYLVA
sich an ihn lehnend, bewegt:
Ich - kann nicht!

FERI
Kannst!
Läuft zur Treppe, ruft hinunter:
Boni, komm mit die Zigeuner!

Boni und Zigeuner kommen. Die Zigeuner im Gegensatz zum 1. Akt, wo sie im Frack waren, jetzt in roten, goldverschnürten Uniformen.

FERI
Her, Zigeuner! Spielt’s ein Stückel feuriges - was ihr geht in Blut hinein!
Pickt dem Primas eine Banknote auf die Stirn; auf Sylva deutend:
Sie braucht noch ein Ruckerl, ein letztes!

Nr. 14: Terzett

FERI
Nimm, Zigeuner, Deine Geige,
Lass seh’n, was du kannst!
Schwarzer Teufel, spiel’ und zeige,
Wie dein Bogen tanzt!
Spiel’ ein Lied, das weint und lacht,
Spiele, bis der Bogen kracht,
Spiele, bis heranbricht das Morgenrot,
Spiele, Betyar, schlage mir die Sorgen tot !
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf’ mir die Welt!
Jaj mamam, was liegt mir am lumpigen Geld!
Weisst du, wie lange noch der Globus sich dreht,
Ob es morgen nicht schon zu spät!

ALLE
Jaj mamam usw.

SYLVA
Spiel’, Zigeuner, mir was Feines,
Etwas fürs Gmüt!
Alles spiel’ mir, nur nicht eines -
Nur kein Liebeslied!
Spiele auf dem Kontrabass
So zum Spass mir irgendwas!
Spiel’ mir ‘einen Feuercsardas - spiel mir ihn!
Bring’ das dumme Herz zum Schweigen mir da drin!
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf mir die Welt!
usw.

ALLE
Jaj mamam usw.

BONI
Ganzes Dasein ist ein Schmarren!
Freunderl, sei gescheit!
Heute über fünfzig Jahren
Leben andre Leut’ !
Dieses ganze Jammertal
Ist für mich ein Nachtlokal.
Überhaupt fahr’ ich in Himmel vorderhand
Und verkaufe, wenn gefällig, mein Gewand.

ALLE
Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf’ mir die Welt! usw.
Alles ab.


VIERTE SZENE

Edwin über die Wendeltreppe rechts, gefolgt von einem Hotelgroom.

GROOM
Bitte hier zu warten. Werde den Herrn Grafen verständigen.
Ab.

EDWIN
Geht ungeduldig auf und ab, zündet sich nervös einige Zigaretten hintereinander an, wirft sie wieder weg.

BONI
über die Freitreppe:
Servus, Edwin! Hab’ gewusst, du wirst nicht schlafen können.

EDWIN
Wo ist Sylva ?

BONI
Sylva?
Sieht ihn einen Augenblick zögernd an, dann:
Sylva is in Konzert.

EDWIN
sprachlos:
In was?

BONI
In Konzert - mit Feri bacsi!

EDWIN
Mit Feri?

BONI
Ja, da- schaust - nicht wahr? Wohnt zufällig auch da im Hotel der Feri bacsi!

EDWIN
Sie kann in ein Konzert geh’n, während ich … Wo ist dieses Konzert?

BONI
ausweichend:
Im Konzertsaal! Muss gleich aus sein.

EDWIN
Ich werde warten.
Geht erregt auf und ab.

BONI
Ist zum Tisch links gegangen, lehnt sich an einen Stuhl:
Einen Schlaf hab’ ich , dass ich umfallen könnt’ !

EDWIN
auf- und ablaufend:
Sie kann in ein Konzert geh’n! O diese
Weiber! Diese Weiber!

Während der folgenden Szene schläft Boni stehend langsam ein.

EDWIN
nach einer kleinen Pause, sich erregt zu Boni wendend:
Über dein heutiges Vorgehen sprechen wir noch! Das geht ich dir nicht so durch! Ein Jugendfreund, dem ich so blind vertraut habe! Ein Mensch, auf dessen Treue ich Häuser gebaut hätt’! Wie oft hast du mir sagt, du wirst mir jedes Opfer bringen!? Du wirst für mich durchs Feuer geh’n, du wirst für mich wachen- und jetzt! Hahaha! - Du hast Sylva die Verlobung verraten, du hast mich in diese Situation gebracht! - Du kommst in unser Haus und spielst mir eine lächerliche Posse vor - du musst mich rein für einen Idioten halten!

BONI
lässt im Schlaf den Kopf auf die Brust sinken.

EDWIN
wütend:
Du nickst? Das verbitt’ ich mir! Ich kann auch anders mit Dir reden!

BONI
schnarcht.

EDWIN
wie oben:
Du lachst? Jetzt hab’ ich’s satt!
Geht auf Boni zu, rüttelt ihn bei der Schulter:
Was glaubst du denn eigentlich ?

BONI
erwachend:
Wo bin ich?
Ganz erstaunt:
Du hier?
Da ihn Edwin anfasst:
Mörder! Hilfe!

EDWIN
Keine Ausflüchte! Klipp und klar:
Warum hast du Sylva für deine Frau ausgegeben?

BONI
verschlafen:
Hab’ ich gar nicht!

EDWIN
Was ?

BONI
wie oben:
Sie hat mich für ihren Mann ausgegeben. Das is Unterschied, bitte.

EDWIN
Ich habe nur Geduld mit deiner grenzlosen Dummheit, sonst …

BONI
plötzlich, ganz munter:
Was Dummheit? Bitte, modernisier’ dich! Ja? Erst verlobst dich und heiratest nach allen Seiten und Richtungen und dann tunkst du mich in deine Suppen hinein!
Schüttelt ihn
Wie komm ich dazu?

EDWIN
Boni!

BONI
Jetzt will Sylva mich zum Mann haben!
Schüttelt ihn.
Wie komm ich dazu, deine Frau zu heiraten - während ich
in deine Braut verliebt bin?
schüttelt ihn
Wie komme ich dazu, eine Frau zu heiraten, die einen Mann hat, der verlobt ist mit einer Braut, die ich zu meiner Frau machen’ will?
schüttelt ihn.
Wie komme ich dazu eine Braut zu meiner Frau machen zu wollen, die einen Bräutigam hat, der eine Frau hat, dich mich zu Ihrem Mann haben will?
schüttelt ihn.

EDWIN
Lass mich los! Was erlaubst du dir?

BONI
Gleich für gleich bitte! Ich muss auch einmal mein Herz ausschütten!

GROOM
mit einer Visitkarte auf Boni zutretend:
Dieser Herr wünscht den Herrn Grafen zu sprechen.

BONI
sieht auf die Karte:
Der Teufel!

EDWIN
Wer ?

BONI
Der Teufel - soll’s holen! Schau, wer da is!
Zeigt ihm die Karte.

EDWIN
rasch:
Mein Papa! Ich will ihn nicht seh’n!

BONI
Geh’ nur da hinein,
zeigt Tür links
ich hol’ dich schon später.

Edwin links ab.


FÜNFTE SZENE

FÜRST
sehr aufgeregt:
War Edwin da?

BONI
Ja!

FÜRST
Wo ist er? Wo?

BONI
verlegen:
In - im Kaffeehaus.

FÜRST
Ist er heil? Ist nichts passiert?

BONI
Nix.

FÜRST
Gottseidank!
Stürzt zum Tischtelefon:
14212! Ja, bitte!
Horcht, wendet sich mit der Muschel am Ohr zu Boni:
Was hat er denn gesagt ?

BONI
Nix. Geschimpft hat er wie Nachtigall.

FÜRST
der Anschluss gefunden hat, spricht in den Apparat:
Anhilte, du? Hier Leopold Marie. Gottseidank, er ist da! Nein nein, nichts passiert! Ich bring’ ihn schon nach Haus!
Läutet ab.

BONI
hat sich die Telefonnummer auf die Manchette notiert.
14121. Gut zu wissen.

FÜRST
Ohne deine alberne Komödie hätte die Verlobung stattgefunden. Jetzt ist das arme Mädel, die Stasi, kompromittiert.

BONI
O nein, bitte. Verlobung wird heute noch stattfinden.

FÜRST
barsch:
Was heisst das?

BONI
feierlich:
Das heisst -
In anderem Ton:
Bitte nur ein Augenblick.
Zieht sich seine weissen Handschuhe an, dann feierlich:
Ich habe die Ehre, Durchlaucht um die Hand von Fräulein Stasi zu bitten.

FÜRST
Du bist ja verrückt! Das Mädel liebt ja den Edwin. Nie würde sie einwilligen!

BONI
Werden wir ja gleich sehen.
Geht zum Telefon, sieht auf die Manschette, läutet:
14212, bitte!

FÜRST
Was treibst du?

BONI
Hallo! Hier Graf Kancsianu ! Bitte Komtesse Stasi zum Telefon!
Zum Fürsten:
Scheint Gesellschaftstelefon.

FÜRST
Wieso?

BONI
Weil ich soviel Stimmen höre.
Hineinsprechend
 - Hallo!
Sehr freundlich:
Komtesse -
verbeugt sich mehrmals
Küss, die Handerln, küss’ die Handerln, bitte.
Horcht.
Sind bös’, bitte? Bin unschuldig wie Amen im Gebet.
Horcht.
Ja, ja. Bin mit Durchlaucht da mit alter, bitte.
Horcht.
Ja, Ja... Nur noch eine Kleinigkeit, bitte. Aber bitte sehr, nicht umfallen! Hab’ ich nämlich erlaubt bei Durchlaucht um Hand von Gnädige anzuhalten.
Horcht.
Sie lachen, bitte! - Bitte, sagen Sie gutes Wort - handelt es sich um mein ganzes Lebensglück.
Horcht
Wie bitte?
Horcht mit steigender Freude.
Ja! Ja? Ja! Dafür muss ich Ihnen Bussel geben!
Küsst ins Telefon hinein.
Ich bin glücklichster Mensch von ganzer Welt!
Drückt die Muschel an sein Herz.
Ja! Pah! Schluss!
Läutet ab.
Sehen Sie, das is einmal richtige Verbindung Schwiegerdurchlaucht, alter, kannst mir gratulieren !
Klopft ihm auf die Schulter.
Du darfst mir “du” sagen, Onkel!


SECHSTE SZENE

FERI
zu Boni
Du Boni, Sylva lässt dir sagen, du sollst packen kommen.

BONI
Ich packe nicht, ich reise nicht.
zum Fürsten:
Das ist Missverständnis. Keine Sylva, kein Weib auf ganzer Welt hat ein Recht auf mir.

JULISKA
auf der Treppe:
Boni! Geliebter! Komm doch!

BONI
winkt ihr lebhaft ab, verlegen, zum Fürsten:
Das zählt nicht, bitte.

GROOM
a tempo:
Herr Graf, zwei Damen lassen bitten. Sie warten im Vestibül.

BONI
Gleich zwei!
zum Fürsten:
Die kenn’ ich gar nicht!
Beiseite:
Wie wenn sie’s zu Fleiss täten!
zum Fürsten:
Entschuldigen, Durchlaucht, auf einen Augenblick!
zum Groom:
Ich komm’ schon, ich komm’ schon.

Ab mit Groom.

SIEBTE SZENE

FERI
Verzeihung - hab’ ich die Ehre mit altem Edwin?
Sich vorstellend:
Ferencz Ritter Kerekes von Ferlsö-Mezötur und Also-Kirishaza, in Pest genannt der Feri bacsi.

FÜRST
Sehr angenehm. Leopold Maria Fürst von Lippert-Weylersheim.
Verbeugung.

FERI
Verzeihung, wenn ich mich da bissel misch’ in die Familie hinein - aber Edwin is lieber junger Freund von mir, und weiss ich von alles.

FÜRST
Um so besser. - So werden Sie auch einseh’n -

FERI
Entschuldigen schon, kerem, aber seh’ ich gar nicht ein. Wann einmal Bursch Madel gern hat, dann muss Vater
nachgeben.

FÜRST
Aber man kann doch schliesslich nicht von mir verlangen, dass ich eine Chansonette zur Schwiegertochter nehme!

FERI
Warum nicht, bitte? Ich selbst, bitte, bin doch auch Edelmann und hätt’ mir alle Finger abgeschleckt, wenn ich bekommen hätt’ die Kupfer Hilda von Orpheum in Miskolcz, wie sie Witwe
war, is mir wieder der Graf Zentler Geza zuvorgekommen.

FÜRST
entgeistert:
Was sagen Sie da? Die Witwe des Grafen Zentler? Irren Sie sich auch nicht?

FERI
Aber nein!
Zieht sein Portefeuille:
Das is sie! Trag’ ich noch Bild von ihr - in alle Ehren.
Zeigt das Bild dem Fürsten, der es in die Hand nimmt.

FÜRST
wankt, beiseite:
Meine Frau! Eine Chansonette!!

FERI
Was ist Ihnen? Kennen Sie sie ?

FÜRST
Nein, nein - mir ist nur auf einmal so -
würgend:
Ein bisschen Luft -


ACHTE SZENE

FÜRSTIN
aufgeregt:
Wo ist mein Sohn, wo ist Edwin?

FÜRST
aufspringend:
Gut, dass du da bist, Ich habe mit dir zu sprechen.

FÜRSTIN
erblickt Feri, beiseite
O mein Gott, Feri!

FERI
beiseite:
Hilda?
zum Fürsten:
Frau Gemahlin, nicht wahr? Erlaube mich vorzustellen:
Ferencz Ritter Kerekes von Ferlsö-Mezötur und Also-Kirishaza. Ich schätze mich glücklich die Bekanntschaft von Euer Hochgeburt zu machen!
Im Abgehen mit enttäuschtem Blick auf die Fürstin:
Jaj mamam!
Ab.

FÜRST
Gottseidank, er hat sie nicht erkannt!


NEUNTE SZENE

FÜRSTIN
Stasi wartet unten mit dem Grafen. - Was machst du für ein Gesicht? Was gibt es denn?

FÜRST
Was es gibt?
Sich zu ihr neigend, mit finsterem Gesicht:
Ich sage nichts als: Orpheum in Miskolcz!

FÜRSTIN
erschrocken:
O mein Gott!

FÜRST
Also wahr? Ich habe die Primadonna von Miskolcz geheiratet! Jetzt verstehe ich Edwin, der Bursch kann ja gar nicht anders! Er ist erblich belastet!

FÜRSTIN
Leopold Maria!

FÜRST
Ich gebe jeden Widerstand auf. Zwei Chansonetten in der Familie, mein Stammbaum zerfällt in lauter Brettl!

FÜRSTIN
Leopold Maria!

FÜRST
gebieterisch:
Miskolcz! !

Beide ab. Die Fürstin voraus mit gesenktem Kopf, Fürst mit ausgestrecktem Arm auf die Tür zeigend hinter ihr.

ZEHNTE SZENE

STASI
Das ist eine Nacht! An die werd’ ich denken!

BONI
selig:
Ich auch. Es ist die glücklichste meines Lebens!
Sie verliebt anblickend
Vorläufig!

STASI
lachend:
Sind Sie aber komisch!

BONI
Damit is aus, bitte. Jetzt kommt Ernst des Lebens.

STASI
Nein, bleiben Sie nur wie Sie sind!

BONI
In Allem?

STASI
In Allem!

BONI
Dann erlauben schon!
Küsst die ganz Überraschte plötzlich.

STASI
Was ist denn das?

BONI
Haben Sie gesagt, ich soll bleiben wie ich bin. Und ich bin so. Wenn ich verliebt bin, muss ich busseln.
Küsst Sie wieder.

STASI
sich schwach wehrend:
Aufhören!

BONI
Aber fang’ ich ja erst an! Stasi, Stasikam, Braut süsse, liebe einzige, sag’ mir: Wann machen wir Hochzeit?

STASI
Nicht eher, bis Sylva und Edwin vereint sind, das ist meine Bedingung.

BONI
Bitte, das überlassen Sie mir! Im Vereinen von Liebenden bin ich Fachmann. Noch heute Nacht bringe ich die Sache in Ordnung.

STASI
Wie werden Sie das anfangen?

BONI
Das ist mein Geheimnis. Bitte, betrachten Sie sich schon als mit mir verheiratet.
Küsst sie.

STASI
Aber Boni!
Wehrt sich.

BONI
Comtesse, ich liebe sie.

STASI
Und wenn ich sie nicht so lieben sollte …

BONI
Es macht nichts. Meine Liebe ist genug für beide.

Nr. 15: Reminiszenz

BONI
Mädel guck:
Ich hab’ noch nicht genug!
Es ist noch - lang nicht Schluss
Gib mir schnell - noch ‘nen Kuss
Mädel schau:
Bald sind wir - Mann und Frau -
Und da nimmt man’ s nicht so genau.

STASI
Nicht so stürmisch, nur hübsch parlando!
Glaub’, dass Dir das schon passen möcht’ -
Kommst Du einmal erst, Freundchen, unter mein Kommando,
Burscherl, dann geht’s Dir schlecht!

BEIDE
Das ist die Liebe.
Die dumme Liebe!
Die macht das Männchen (Weibchen) wie den Auerhahn so blind!
Erst in der Ehe,
So in der Nähe,
Da merkt man, dass die Männchen Schwindler- (Weibchen Drachen)
sind!

Beide ab.


ELFTE SZENE.
Nach der Reminiszenz

BONI
eilig:
Sylva kommt! Jetzt mach’ ich meinen Schwindel vor.
Setzt sich zum Telefon, ohne zu klingeln
Hallo? Bist du’s Edwin? Hier Boni! Warum zitterst du so mit Stimme? Du siehst ja ganz blass aus!

SYLVA
ist schon einen Moment früher erschienen, hinter ihr der Groom
Ja, ja, zum nächsten Zug!
Groom verbeugt sich, ab. Sylva bleibt stehen und hört Boni zu, der sich stellt, als ob er sie nicht bemerkt hätte.

BONI
Edwin, was sagst du? Ich bitte dich, mach’ keine Dummheiten! Es kann ja noch alles gut werden.
Was sagst du? Kannst ohne Sylva nicht leben?
Aufschreiend
Bitte, gib Revolver weg!

SYLVA
wankend, sich am Stuhl haltend:
O mein Gott!

BONI
fortfahrend
Ich bitte dich, ich beschwöre dich, gib Revolver weg! In so jungen Jahren - bist ja noch Knospe! Kannst ja noch spriessen!
Aufschreiend, sich die Haare verwirrend
Ha! Wart’ doch noch! Noch nicht! Schiess nicht!

SYLVA
die in steigender Erregung zugehört hat, stürzt auf Boni zu:
Lass mich mit ihm sprechen!
Will ihm das Hörrohr aus der Hand reissen.

BONI
es krampfhaft festhaltend:
Weg da!
Stösst sie zurück
Ein Menschenleben steht auf dem Spiel!

EDWIN
Erscheint im Hintergrund, von beiden unbemerkt, hört erstaunt zu.

BONI
telefoniert weiter
Edwin, bin ich dein Freind?
Aufschreiend
Er zielt auf mich! Edwin, Sylva ist da, sie lasst dir sagen -
Zu Sylva in natürlichstem Ton:
Was lasst du ihm sagen?

SYLVA
mit ehrlichster Empfindung:
Dass ich ihn liebe, dass ich seinetwegen gekommen bin. Dass ich ohne ihn nicht leben kann.
Sie wankt.

EDWIN
stürzt auf sie zu, hält sie, Sylva stösst einen Schrei aus.

Edwin fällt ihr zu Füssen, bedeckt ihre Hände mit Küssen.

BONI
hat davon gar nichtsbemerkt, telefoniert weiter:
Sie lässt dir sagen, dass ich dich liebe, dass sie meinetwegen gekommen ist, dass du ohne mich nicht leben kannst!
Schiess nicht! Was soll ich ihr sagen? Was ist dein letztes Wort?
Horcht

EDWIN
Dass ich sie liebe, dass ich ohne sie nicht leben kann.

BONI
Danke, Schluss.
Dreht sich um, beim Anblick Edwins schreit er auf
Der selige Edwin!


ZWÖLFTE SZENE

STASI
Nun?

BONI
stolz:
Mein Werk!
Zeigt auf Sylva und Edwin
Wann machen wir Hochzeit?

STASI
Wann du willst!
Umarmung.

Schlussgesang

ALLE VIER
Tausend kleine Englein singen…. usw.

V o r h a n g


最終更新:2018年01月10日 23:52